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Pro

Von Christian Schachinger

Blöd ist, dass sich alle immer vor dem Tod fürchten. Das bringt viel Unglück über die Welt. Das Leben bis zum unvermeidlichen Ende soll perfekt sein, Fehler werden leider nur selten geduldet. Die Anzeichen des Verfalls des eigenen Körpers sind eine Last, die wir alle tragen. Und wir lassen es uns gegenseitig mit schlechter Laune, Neid, Missgunst und Kriegen büßen. Die Zähne faulen, der Rücken wird krumm. Der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste. Entschuldigung, es ist so laut hier, was hast du gesagt?!

Haare wachsen an den falschen Stellen. Oben gehen sie aus. Da geht er hin, der Glanz der Welt. Eine Glatze wird oft beschönigend auch Fleischhauberl genannt. Man erkennt anhand dieses Begriffs sofort die Intention, etwas zu verbergen, was mit diesem Wort leider doppelt da ist. Eine Glatze ist nicht gut für den Planeten. Statt einem Fleischhauberl kann man zwecks Erringung der Weltherrschaft, der Überwindung des Todes und Liebe und sexuellen Begehrens von allen Menschen gleich ein falsches Haarteil tragen. Vielleicht bringt uns ein Pepi den langersehnten Frieden.

Kontra

Von Eric Frey

Ich gebe zu: Ich bewundere Männer mit voller Haarpracht. Und je weiter die Follikelabstände auf meinem Haupt, desto größer wird der Neid. Was könnte ich alles werden, wenn ich nur mehr Haare hätte: Bundeskanzler, Konzernchef, Rapper, Starfriseur? Okay, mein Shampooverbrauch würde steigen, aber ich müsste im Hochsommer nicht ständig Niki-Lauda-Kapperl tragen, damit ich nicht wie eine gebratene Tomate aussehe. Und ganz, ganz gelegentlich schleicht sich ein verführerischer Gedanke dort ein: Warum nicht schummeln, so tun als ob, den Kopf mit der Kopie von dem bedecken, was mir die Natur niemals hätte rauben sollen?

Doch dann sah ich die Toupetszenen mit Christian Bale in American Hustle und plötzlich lachte mich meine Glatze (Pardon: mein Kopfhautüberschuss) wieder viel freundlicher an. Die kann mir niemand zersausen. Und seit eine Studie der University of Pennsylvania gezeigt hat, dass haarlose Männer als führungs- und entscheidungsfreudiger wahrgenommen werden, ist mir klar: Haare sind Tand. Und die Männer, die ich einst bewundert habe, tragen alle ein Toupet. (Rondo, DER STANDARD, 30.4.2015)