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Ashley Graham, Plus-Size-Model für "Sports Illustrated", bei einer Gala in New York.

Foto: apa/epa/szenes

Wenn die Badesaison anbricht, brechen alle Dämme. Denn dann müssen in der Werbung neuerdings alle möglichen Körper raus: dicke, dünne, schlaffe, straffe. Bikinis und Badeanzüge wollen an die Frau gebracht werden. Und das ist gar nicht mehr so einfach, denn die Vorherrschaft der streichholzdünnen Model-Mädchen mit den flachen XS-Bäuchen ist gebrochen. Seit über die sozialen Netzwerke alle mitreden können, müssen jetzt die "echten Körper" ran. Und die dürfen alles, nur nicht eines: allzu dürr sein. Zu dünn gilt seit einiger Zeit als verdächtig. In London zum Beispiel fordern gerade mehr als 45.000 Menschen in einer Petition ein Unternehmen auf, sein aggressives Plakatsujet einzustampfen. Darauf zu sehen: ein vermeintlich anstrebenswerter dünner "Bikini-Körper". Auf solche Körperideale fernab der eigenen Problemzonen reagieren kritische Konsumentinnen allergisch. "Echt" ist heute anders.

Kurven mögen

Vorbeugende Maßnahme vieler Unternehmen gegenüber Shitstorms solcher Art: sympathische Bäuche, Kurven, große Brüste, dank Photoshop so appetitlich aufpoliert wie gewachste Hofer-Äpfel aus dem Plastikpackerl. Und damit verdammt nah dran an dem Empfinden der "durchschnittlichen" Konsumentin. Die findet die neue Verkaufsmasche, diese Körpervielfalt selbstverständlich toll: Mensch, ganz wie ich, diese weiche Welle in der Bauchdecke!

Da verwundert es auch nicht, dass selbst der "Sports Illustrated"-Katalog, der in den letzten Jahrzehnten vor allem die Karriere dünner Models ankurbelte, in diesem Frühjahr endlich auf den Trichter gekommen ist. Na gut, auf dem Titel noch die übliche dünne Blondine in einem Hauch von, ähem, Bikini. Doch im Heft, was für ein Prachtweib, was für ein Anblick: das amerikanische Plus-Size-Model Ashley Graham, das in einem Bikini des Unternehmens Swimsuitsforall die Männer auf die Knie gehen ließ. Das Label versah diesen Einfall mit dem Hashtag #curvesinbikinis, im Internet wurde die Inszenierung gefeiert.

Ashley Graham im Spot für Swimsuitsforall.
swimsuitsforall

Genauso wie die Kampagne des amerikanischen Labels ModCloth. Das ließ seine Mitarbeiterinnen in Bikinis und Badeanzügen strammstehen. Dort allerdings: statt gestraffter Rubens-Früchtchen tatsächlich ein bisschen mehr Körpervielfalt.

Merke: Es gibt eben auch Größe 38, an der die Oberarme wackeln. Oder dünne Storchbeine mit breiten Kreuzen und flachen Brüsten. Oder gar keinen Brüsten. Und die wollen auch Bikinis kaufen. Echt jetzt. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 29.4.2015)

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