Es ist der nächste politische Streit, der auf dem Rücken der Schulkinder ausgetragen wird. Vor zwei Wochen war es das populistische Hickhack um die Erhöhung der Lehrerdienstzeit im Klassenzimmer. Jetzt ist es die Streitfrage, wo Deutschförderung für zugezogene Kinder passieren soll: Die ÖVP tritt bei bereits schulpflichtigen Kindern für separierte Vorbereitungsklassen ein. Die SPÖ will das nicht - spricht aber, wie Sozialminister Rudolf Hundstorfer, von einem "Crashkurs in Deutsch", den man sich vor Schuleintritt durchaus vorstellen könne.

Worin genau unterscheiden sich also diese Positionen, wenn man vom Wording einmal absieht und das offensichtliche gemeinsame Ziel, gut Deutsch sprechende Schüler, in den Fokus rückt? Nur in Nuancen. Die Regierung sollte also zügigst den kleinsten gemeinsamen Nenner erkennen und mit ihm weiterarbeiten. Denn die Entwicklung von Schülern mit großen Deutschproblemen, die als "außerordentliche Schüler" eingestuft werden, ist dramatisch: 27.000 sind es österreichweit, um 10.000 mehr als vor vier Jahren. Die Zahlen werden angesichts prognostizierter Flüchtlingswellen weiter anwachsen.

Schon jetzt sagt der Wiener Stadtschulrat, dass die Geldmittel vom Bund nicht ausreichen. Ein durchgängiger Förderkurs für Kinder mit gravierenden Deutschproblemen sei nicht gewährleistet. SPÖ und ÖVP müssen die Zeichen der Zeit erkennen und die Sprachförderung massiv ausbauen. (David Krutzler, DER STANDARD, 29.4.2015)