Michael Wutkys "Wasserfälle von Tivoli" (1776) kehrt in den Bestand der Albertina zurück.

Foto: Dorotheum, Repro Kende-Katalog

Das prachtvolle Gemälde 1933 bei der Präsentation im Kende-Verkaufssaal III im Palais Herberstein.

Foto: Dorotheum, Repro Kende-Katalog

Marie Christine war vergönnt, was dem verschwisterten dynastischen Kapital verwehrt blieb: Ihre Mutter Maria Theresia genehmigte die Liebesheirat mit dem feschen Prinzen Albert, fortan Herzog Albert von Sachsen-Teschen. 1776 gründete der Namensgeber der Albertina die legendäre enzyklopädisch und universalistisch angelegte Kollektion. Im selben Jahr begaben sich "Mimi" und "Berti", so die intimen Kosenamen, nach Italien auf Grand Tour. Die Route führte nach Rom und an die Höfe von Marie Christines Geschwistern in Parma, Florenz, Modena und Neapel.

In Rom hinterließen die Wasserfälle in Tivoli bleibenden Eindruck, und spätestens in Neapel erlag Albert seiner Begeisterung für Naturphänomene, als er gemeinsam mit dem britischen Botschafter Sir William Hamilton den Vesuv bestieg. Noch vor Ort, erzählt Christian Benedik (stellvertretender Albertina-Direktor und Leiter der Architektursammlung), habe der Herzog den Ankauf naturwissenschaftlicher Bücher beschlossen und zeitgenössische Künstler mit der Darstellung solcher Phänomene beauftragt.

Rückkehr in die Albertina

Bei Michael Wutky, der bis 1785 in Neapel weilte und mit Hamilton riskante Vesuv-Exkursionen unternahm, bestellte der Herzog etwa ein Gemälde mit den Tivoli-Wasserfällen. Wann das Großformat nach Wien geliefert wurde, ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass es über zwei Ausstattungsepochen im 18. (Herzog von Sachsen-Teschen) und im 19. Jahrhundert (Erzherzog Carl ab 1822) hinweg in Familienbesitz verblieb. Zuletzt zierte es unter Erzherzog Friedrich den "Gelben Salon" der Prunkräume, wie eine Aufschrift an der Rückseite des Gemäldes verrät. 1919 wurde Friedrich enteignet und verlor mit der Albertina seinen Wohnsitz und auch die fantastische grafische Sammlung an den Staat. Lediglich Einrichtungsgegenstände, die sich in seinem persönlichen Besitz befanden, begleiteten ihn ins "Exil" nach Tschechien und Ungarn.

Im Februar 1933 ließ der Erzherzog über die Wiener Auktionshäuser Kende und Gilhofer & Ranschburg einen Teil seiner Kollektion versteigern: Unter den 400 Positionen befanden sich auch Wutkys "Kaskaden von Tivoli", die anschließend in Privatbesitz wechselten und vergangene Woche im Dorotheum zur Versteigerung gelangten. Für 87.500 Euro kehrt das Gemälde nun in den Bestand der Albertina zurück, bestätigt Christian Benedik, der seit 2001 für die historische Rekonstruktion der Prunkräume verantwortlich zeichnet. Seither wurden 54 Möbel und 55 Einrichtungsgegenstände aus Privatbesitz oder dem Kunsthandel erworben. Bei dem Wutky handelt es sich um das erste Bild aus der einst beeindruckenden Kollektion an Gemälden, die sich teils in Beständen von Museen, teils aber auch unerkannt in Privatbesitz befinden. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 2./3.5.2015)