Maria Gugging - Das Verbreitungsgebiet vieler Pflanzen- und Tierarten endet oft an einer scharfen Grenze, obwohl sich die Umweltbedingungen nicht abrupt ändern. Dort endet jeweils ihre genetische Anpassungsfähigkeit an die schleichend schlechter werdenden Verhältnisse, fanden Forscher des Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg heraus. Ihre Studie erschien im Fachmagazin "PNAS".

Wenn etwa die Temperatur oder die Verfügbarkeit von Wasser in einer Region allmählich abnimmt, gäbe es immer einen Ort, an den die Individuen einer Population optimal angepasst seien, erklärte Nicholas Barton vom IST Austria. Bewegen sie sich von dort fort, verlieren sie langsam, aber sicher an Fortpflanzungsfähigkeit (reproduktiver Fitness). Irgendwo sei schließlich ein Schwellenwert erreicht, und ihre Fitness sei zu gering, als dass die Pflanzen oder Tiere sich dort dauerhaft ansiedeln können, berichtet er mit seiner Kollegin Jitka Polechova in der Publikation.

Auch die natürliche Auslese sei bei sich allmählich verändernden Bedingungen oft nicht effektiv genug: "Eigenschaften wie die Resistenz gegen Kälte oder Trockenheit werden meist von hunderten Genen bestimmt", sagte Barton. Vor allem in kleinen Populationen spiele der Zufall bei der Fortpflanzung meist eine größere Rolle als die Selektion nach einer Genveränderung, die nur einen marginalen Vorteil bringt.

Solche Effekte würden aber nicht nur die Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren einschränken, sondern auch Neues schaffen. Wenn sich ein Teil der Population optimal an einen bestimmten Ort anpasst, und ein anderer Teil an einen anderen, könnten sie auch die Bildung neuer Arten fördern, so der Wissenschafter. (APA, 10.5.2015)