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Für SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner ist ein Entgegenkommen beim Pensionsantrittsalter kein Weg zu mehr Gleichstellung.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Was Sozialwissenschafter Bernd Marin am Dienstag im Interview mit dem STANDARD als "frauenfeindlich" bezeichnete, nämlich das geringere Pensionsantrittsalter von Frauen (60 Jahre) im Vergleich zu Männern (65 Jahre), wird von anderen Experten vehement verteidigt. Für die Politikwissenschafterin und Ökonomin Gabriele Michalitsch von der Uni Wien ist Marins Standpunkt ein "Scheinargument". Das geringere gesetzliche Mindestpensionsalter für Frauen sei nur oberflächlich gesehen ein Privileg, die Abweichung beim faktischen Pensionsalter viel geringer. Tatsächlich betrug 2013 das durchschnittliche Antrittsalter bei Männern 59,6 und bei Frauen 57,5 Jahre.

Umstrittener erster Schritt

Generell, meint Michalitsch, habe sich in Sachen Gleichstellungspolitik in den vergangenen Jahren nur wenig zum Positiven gewendet, dafür vieles zum Schlechteren. Jede zweite berufstätige Frau sei in einem prekären Arbeitsverhältnis tätig, die Einkommensdifferenzen seien gleichbleibend hoch, unbezahlte Arbeit sei einseitig verteilt. "Nicht die Frauen haben eine Vorleistung zu erbringen, sondern die andere Seite".

Ähnlich argumentiert SPÖ-Frauengeschäftsführerin Andrea Brunner. Ein Nachgeben beim Antrittsalter ist für sie kein Weg zu einer schnelleren Umsetzung von Gleichstellungspolitik: "Die Anhebung des Frauenpensionsalters ist keine Verhandlungsmasse." Solange die beim Beschluss der Angleichung des Frauenpensionsalters ausverhandelten Begleitmaßnahmen nicht umgesetzt werden, könne vom vereinbarten Pfad nicht abgegangen werden. Dieser sieht eine schrittweise Angleichung zwischen 2024 und 2033 vor.

Die ÖVP in Person von Parteichef Reinhold Mitterlehner und Finanzminister Hans Jörg Schelling hatten zuletzt eine frühzeitige Anhebung gefordert. Die Regierung will bis Februar 2016 klären, ob Anpassungen notwendig sind. (smo, 5.5.2015)