Wien – So muss es sich anfühlen, in einer Fensterputzer-Gondel an einem Hochhaus zu hängen. Das ist der erste Gedanke, der sich einstellt, noch bevor man sich ausmalen kann, wie es ist, als Bergsteiger auf dem halben Weg zum Gipfel in einem Biwak zu übernachten.

Die Eventagentur Jochen Schweizer versucht erst gar nicht, ein Naturerlebnis zu verkaufen. Mit dem Ibis-Hotel hat sie einen Partner gefunden, der die Nächtigung in einem solchen Hängezelt direkt über dem tosenden Verkehr des Gürtels ermöglichen will.

Der Einstieg in das Zweipersonenzelt gestaltet sich etwas wackelig, wird aber mit einem ungewöhnlichen Weitblick Richtung Schönbrunn belohnt. "Der Zeltblick aufs nächtliche Wien ist besonders beeindruckend", sagt Hoteldirektor Thomas Kögl. Wie gut sich darin schlafen lässt, kann er jedoch nicht beurteilen. Denn selbst wenn der rauschende Verkehr zu später Stunde abflaut, lässt jeder Windhauch die wetterfeste Zelthaut erzittern.

Wenn man mal "muss"

Der PR-Chef von Jochen Schweizer, Manfred Nelles, beruhigt: "Wir haben im Zelt Verbindungen zum Sicherheitspersonal. Wenn man dann rausmöchte oder vielleicht nachts mal muss, sagt man einfach über Walkie-Talkie Bescheid." Eine Nacht im Urban Biwak mit solch intensiver Betreuung soll sich mit 249 Euro pro Person zu Buche schlagen.

Als das schwindelfreie Hotelpersonal für den Pressetermin auch noch mit festgeklebtem Kaffeeservice an der Hotelwand abgeseilt wird, räumt Nelles ein: "Das Frühstück gibt es natürlich nur im Hotel und nicht hier draußen im Zelt. Das wäre zu gefährlich, wenn dann irgendwelche Sachen runterfallen." Die exklusive Übernachtung mit einem Smartphone-Foto festzuhalten könnte also riskant werden.

Ausgetestet kann das Angebot allerdings erst werden, wenn die Genehmigungen eingeholt sind. Es fehlen noch "zwei, drei Okays" von den Magistraten, sagt Hoteldirektor Kögl. Er ist aber zuversichtlich, im Juli starten zu können. Bis dahin bleibt das Angebot wohl nicht mehr als ein PR-Gag. (Sarah Brugner, 8.5.2015)