"Erfolg ist ein selbstgestecktes Ziel. Das kann sich im Lebensverlauf ändern", sagt Philosoph Konrad Paul Liessmann.

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Claus Raidl, Nationalbankpräsident: "Erfolg ist ein selbstgestecktes Ziel. Das kann sich im Lebensverlauf ändern."

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Modedesignerin Lena Hoschek über Erfolg: "Wichtig ist, sich hin und wieder selbst zu sagen: Du bist eigentlich echt super."

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"Für mich war Erfolg die einzige Möglichkeit, um aus dem Sumpf, in dem ich aufgewachsen bin herauszukommen", sagt Rapper Nazar.

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Frederic Leisibach-Detjen, Unternehmer: "Wenn man Fehler gut verkauft, können sie auch zum Erfolg werden."

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Bei dem einen war es der Zufall, der ihn nach ganz oben gebracht hat, bei der anderen die Oma, beim dritten harte Arbeit und Sex-Appeal.

Die Werdegänge der Diskutanten, die bei der 15. "Academy of Life" – eine Veranstaltungsreihe vonSiemens Österreich – auf dem Podium sitzen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Da saß Modedesignerin Lena Hoschek zwischen Nationalbankpräsident Claus Raidl und dem Philosophen Konrad Paul Liessmann. Und der tätowierte Rapper Nazar neben dem zurückhaltenden Frederic Leisibach-Detjen, Operation Manager beim Start-up Uber.

Die Life Academy sei bekannt für intime Geständnisse der ganz Großen, lobt Moderatorin Barbara Rett. Das grelle Bühnenlicht ließ zunächst Zweifel aufkommen, ob die geeignete Stimmung für solche Statements entstehen würde. Als Nazar, der laut Rett die klassische Karriere vom Tellerwäscher zur Berühmtheit hinter sich hat, loslegt, wird es dann doch überraschend persönlich – und pathetisch. Für ihn sei Erfolg "die einzige Möglichkeit, um aus dem Sumpf, in dem ich aufgewachsen bin, herauszukommen."

Erfolg definieren

Um das Thema des Abends greifbarer zu machen, bittet Rett das Auditorium, Bedingungen für Erfolg zu definieren. "Disziplin" wird genannt, "Spaß, Glück, Zufall, Talent, Mut". Rett notiert.

Disziplin, die müsse selbstverständlich jeder mitbringen, der im Musikbusiness Erfolg haben will, weiß Nazar aus Erfahrung, denn: Er sei "Manager, Steuerberater und Sexobjekt in einer Person". Liessmann stimmt zu: Auch im Denken sei Disziplin wichtig. "Die Welt sähe vielleicht besser aus, wenn alle ein bisschen mehr nachdenken würden."

Und so arbeiten sich die Diskutanten an den Ingredienzen, den potenziellen Erfolgsgaranten, ab. Hoschek bewies "Mut" und schaffte es so zur Chefin einer Firma mit 25 Mitarbeitern. Beim Erzählen steigen ihr prompt Tränen in die Augen. Rett beruhigt: "Frauen dürfen Tränen zeigen."

Reibung entsteht erst, als Raidl "Glück und Zufall" als wesentliche Karrieremotoren beschreibt. Da ist Nazar nicht d'accord: Der Rapper glaubt nicht ans Glück. Für ihn garantieren Bestimmung und Berufung den Erfolg – und "harte Arbeit". Aber ja nicht zu viel harte Arbeit, mahnt Liessmann, denn: "Burnout ist ein Begriff der Erfolglosigkeit. Das sieht man an den Lehrern."

Beim Stichwort "Geist" wird es abstrakt. "Ist geistreich sein für einen Philosophen überhaupt gut?", fragt Liessmann. Ebenso unentschlossen ist er bei der "Vision". Sie hat für Liessmann nicht so viel mit Erfolg zu tun, schließlich "hatte auch die katholische Kirche so etwas wie eine Vision" und sei gescheitert. Apropos scheitern: "Wie stecken Sie eigentlich Rückschläge weg?", fragt Rett. Hoschek hat keine Geschichte parat, Raidl wurde einmal angeklagt und habe dabei "viel über sich selbst gelernt". Leisibach-Detjen: "Fehler, die man gut verkauft, können zum Erfolg werden."

Eigene Ziele setzen

Der Schlusstenor der rund eineinhalbstündigen Diskussion lautet: Wichtig sei es, selbstbestimmt Erfolgsziele zu definieren. Raidl zeigt Verständnis für die Generation Y, für die nicht mehr das Geld auf dem Konto, sondern die Work-Life-Balance stimmen müsse.

Besucher konnten laufend Fragen an die Moderation posten. Der ersten: "Wieso sitzen keine Frauen aus der Wirtschaft auf dem Podium?" widmet sich Rett erst gegen Ende der Veranstaltung: Alle angefragten Frauen seien bereits vergeben gewesen. Darauf Hoschek: "Vielleicht haben Frauen die Selbstbestätigung einfach weniger nötig." Raidl fand das "sexistisch". Nicht alles lässt sich immer restlos klären. (lib, 9.5.2015)