Unlängst fragte ein Poster, welche Sportuhr "die beste" sei: Er besäße eine in die Jahre gekommene Laufuhr. Mit der sei er glücklich – doch fürs Wandern sei das Teil nicht optimal. Wegen der fehlenden oder inakkuraten Höhenmessung.

Ich meide Superlative. Nicht zuletzt, weil jeder und jede Anderes anders verwendet oder (nicht) braucht. Geht es aber um ein wie oben definiertes Anforderungsprofil (und keine vorgegebene Preislimitierung), habe ich eine klare, subjektive Antwort: Suunto Ambit 3 Peak. (Und: Ja, die Garmin Fenix 3 habe ich noch nicht in den Fingern gehabt.)

Wäre ich nicht auf Anwendungsabläufe meiner Polar konditioniert, zu faul, Gewohnheiten zu ändern und zu geizig, um ein neues Gerät zu kaufen, würde ich wechseln. Trotz der beiden Nachteile der Ambit: Sie ist größer, schwerer und klobiger als die PolarV800 – und versteht sich mit den auf meine Fahrräder montierten Trittfrequenz- und Temposensoren nicht.

PolarV800 und Suunto Ambit 3 Sapphire im Vergleich.
Foto: Thomas Rottenberg

Abgespeckte Version

Aber der Reihe nach: Die Ambit 3 kam im Herbst 2014 auf den Markt. So wie ihre Vorgängerin, die in "Rotte rennt" im Vorjahr (mit einem Kürzungsfehler im Text) beschriebene Ambit 2, in zwei Versionen: "Sport" und "Peak". Zum Angeben gibt es die "Peak" optional als "Sapphire"-Version – mit Saphirglas. Nachträglich brachte Suunto im März 2015 nun auch eine "Run"-Version auf den Markt: "Run" ist eine um Schwimm-, Rad- und Routenplanungsmodi abgespeckte Version der "Sport", die eine Spur kleiner und leichter ist – und deshalb mitunter auch als "Damenversion" beworben wird.

Foto: Thomas Rottenberg

Optisch aufgemotzt ist die Ambit3, was Grundlagen und Qualität angeht, mit der Ambit 2 fast ident: "Sport" kann alles, was der Läufer, Inlineskater, Radfahrer & Co sich wünschen kann. Also alles, was sich aus Puls- und Zeitmessung plus GPS errechnen lässt: Tempo, Tracks, Anstrengung, Kalorienverbrauch etwa – und das aufgedröselt in Runden, mehrere Sportarten kombiniert und über eine verständliche und intuitiv bedienbare Web-Anbindung (die mir persönlich nur eine Spur zu verspielt aussieht) ist nach dem Training alles Erfasste am Rechner bestaun- und herzeigbar.

Darüber hinaus – das ursprünglich finnische Label, das heute in der Amersports-Gruppe gemeinsam mit Marken wie Atomic, Salomon oder etwa Mavic zu Hasue ist – bleibt Suunto seinem Ruf, zwischen Ausdauersportlern die Berg-, Wander, und Alpinaktivisten nicht aus dem Auge zu verlieren, treu. Man stattet alle 3er-Modelle (wie auch die 2er) nicht nur mit einem Kompass, sondern auch mit einem Höhenmesser aus. Letzterer arbeitet GPS-gestützt und in der Peak-Variante mit einer Kombination aus barometrischen und GPS-Daten. Das mühselige (und oft vergessene) manuelle Kalibrieren des Höhenmessers fällt also weg.

Find-Back-Funktion

Neu – und für Alpinisten nicht nur Komfort-, sondern Sicherheitsgewinn – ist die Überarbeitung der "Find-Back"-Funktion: Früher zeigte sie lediglich den Luftlinie-Weg zum Ausgangspunkt. Nun kann man sich Step-by-Step zurückführen lassen. Routenplanung (am besten noch daheim am Rechner, aber auch unterwegs) und Wegepunktsetzung gehören ohnehin zum guten Ton. (Hier soll Garmins Fenix 3 eine Spur besser abschneiden – ich habe sie allerdings noch nicht ausprobiert.)

Darüber hinaus verfügen alle Ambit 3 über Actvitytracker, die auch beim normalen Tragen aufzeichnen, ob und wie man sich bewegt, steht oder liegt. (Diese Funktion habe ich nur peripher angesehen, weil ich sie nicht brauche – andere User sagen aber, dass hier andere Anbieter bessere Lösungen im Programm haben.)

State of the Art

Neu und relevant – im Vergleich zur Zweier – ist der Wechsel von der "ANT+"-Brustgurt-Datenübertragung zu Bluetooth. State of the Art also. Per Bluetooth findet die 3er auch das Smartphone. Das ermöglicht, sich Anrufe, SMS oder Mails anzeigen zu lassen. Freilich: Nur solange der Akku des Handys im Rucksack hält. (Was am Berg zu einem Sicherheits-Issue werden kann). Anrufe annehmen oder Nachrichten zur Gänze lesen geht (eh logisch) nicht per Uhr: Ich habe diese Funktion immer ausgeschaltet (und das Handy zu Stromsparen am Berg meist im Flugmodus).

Per Bluetooth findet die Ambit 3 auch Sensoren anderer Hersteller (etwa meine Rad-Trittfrequenzsensoren) – versteht sie aber nicht (meine zumindest). Umgekehrt wird der Suunto-Pulsmesser aber von meiner Polar gut erkannt – und ist mittlerweile mein Standard-Pulsmess-Tool: Er ist kleiner und unauffälliger als alle anderen. Umschnallen muss man das Teil aber dennoch.

Foto: Thomas Rottenberg

Suunto war mit diesem Pulsmesser der Erste, der beim Schwimmen die Messung der Herzfrequenz per Sportuhr ermöglichte. Mit einem Trick. Der kleine Knopf zeichnet Pulsdaten auf und speichert sie bis zu drei Stunden. Im Trockenen und in Reichweite der Uhr wird ans "Mutterschiff" übertragen. Leider funktioniert das nur mit der "eigenen" Mutter, aber nicht mit anderen Uhren.

Nebenbei erreicht Suunto damit auch andere Zielgruppen: Bei Ballsportarten, beim Klettern, im Kampfsport, beim Eishockey oder zum Beispiel beim Yoga ist die Uhr am Handgelenk Etikette-No-Go oder aus Sicherheitsgründen verboten. Trotzdem lassen sich so Puls- und Belastungswerte aufzeichnen.

Die Connectivity der Uhr macht eine feine Blödelei möglich: Suuntos Movescount-App kann kurze Filmchen basteln. Das können andere zwar auch, aber Suunto ist besser: Nicht nur GPS-Daten, sondern auch Tageszeit, Topografie und (angeblich) Jahreszeit und Wetter spielen eine Rolle. Und: Mit GPS-Koordinaten versehene Fotos lassen sich adden – und werden an den "richtigen" Stellen eingeblendet. Fotos ohne GPS-Daten werden einfach inkludiert.

Thomas Rottenberg

Erstaunlicherweise gibt es dieses Feature nur in der App, nicht in der Movescount-Vollversion. Filmchen kann man dennoch auch mit älteren Ambit-Modellen machen: Ein Freund ist mit der Ambit 1 unterwegs – und filmt dennoch. Wenn ich die Suunto-Seite nicht falsch interpretiert habe, verfügt die Ambit1 nur über eine USB-Schnittstelle. Ergo müssen Daten zuerst auf den Rechner und dann aufs Smartphone transferiert werden. (Oder aber der Kumpel trackt via App – und pfeift auf die Uhr. Möglich, aber unwahrscheinlich.)

Thomas Rottenberg

À propos Akkulaufzeiten: hier liegt auch der Hauptunterschied zwischen den Ambit-3-Modellen: Die "Peak" hält angeblich doppelt so lange wie die "Sport" – im reinen Uhren-Modus sind das (ausprobiert) gut 30 Tage. Mit GPS und Trackerei entsprechend weniger, aber immer noch genug, auch für die augedehntesten Touren. Wasserdicht ist die Sport bis 50, die Peak bis 100 Meter – und ob man nun 80 (Sport) oder 90 (Peak) Gramm am Handgelenk schlenkern hat, ist auch schon egal.

Mein Fazit: Siehe oben – wobei für alle Nicht-Bergsportler die (nun billigere) Zweier vermutlich ausreicht.

Suunto Ambit3 Peak Sapphire.
Foto: Hersteller

Der Preis

Die Suunto Ambit3 Sport findet man online ab 270 Euro, die "Run" ab 250 Euro, die "Peak" ab 450 Euro und die "Peak Sapphire" um rund 500 Euro online. (Thomas Rottenberg, 10.05.2015)