Der Maler Franz Grabmayr vor einem seiner pastosen Werke.

Foto: Jochen Littkemann

Wien – Wasser, Feuer, Himmel und Erde waren Franz Grabmayrs Motive, die Natur seine Heimat, das "Haltende und Tragende", wie er stets betonte. Berge und Felsen, Wurzeln und Bäume, Kornmandln und Sandgruben, Wasserfälle und Teiche gehörten zu seinem charakteristischen Repertoire. Geläufig, möchte man meinen, und doch – ein "Grabmayr" wird der extrem pastosen und dynamischen Malweise wegen immer unverwechselbar sein.

Farbtuben suchte man in seinem Atelier vergebens. Denn die Pigmente kaufte er in 25-Kilo-Säcken, mischte sie in Baueimern mit Leinöl, das die Konsistenz von Honig hat, wie er schilderte. Dazu kamen Eier, zehn Stück je Eimer, damit die Farbe nach langem Rühren auch zäh und in der Aushärtung pastos wurde. Die Spachtel war deshalb sein bevorzugtes Werkzeug, seltener kamen breite Pinsel zum Einsatz. Die wild aufgetragenen Farbmassen machten das Körperliche fühlbar, das Räumliche erlebbar.

Feuer, Erde, Asche und Farbe

Um ein Thema zu bearbeiten, bediente sich der 1927 in Pfaffenberg in Kärnten Geborene bisweilen ungewöhnlicher Methoden: Für eine Rundumsicht seiner "Feuerbilder" fuhr er mit dem auf einem Traktor installierten "Atelier" um die Feuerstelle und malte. Grabmayr war übrigens auch einer der Ersten, die ihre Bilder mit Erde, Feuer und Asche bearbeiteten.

Legendär die Serie seiner ab Mitte der 1960er entstandenen Sandgrubenbilder, ebenso die späteren "Tanzblätter". Mit der typischen Farbwucht seiner expressiv-sinnlichen Werke und der kraftvollen Malweise wurde er zum Vorbild der "Jungen Wilden", die sich in den frühen 1980er-Jahren vom kargen, kopflastigen Stil abwandten.

Der Weg Grabmayrs dorthin war jedoch kein direkter. Der Matura an der Baufachschule in Villach folgte der Lehrberuf in den Fächern Mathematik, Darstellende Geometrie - und Knabenhandarbeit. Die "feschen, lebendigen Lehrerinnen", die alle malen, schilderte er später, hätten ihm imponiert, deren Enthusiasmus habe ihn infiziert.

Als schicksalhaft erwies sich die Ausstellung "Junge Kärntner Begabungen" (Künstlerhaus Klagenfurt) 1952. Die Resonanz besiegelte den Wunsch nach einer professionellen Ausbildung. Als Werkstudent begann er 1954, an der Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen zu studieren. 1962 gab er den Lehrberuf endgültig auf, zwei Jahre später überreichte ihm Herbert Boeckl das Diplom.

Die bislang letzte museale Würdigung wurde ihm anlässlich seines 75. Geburtstags zuteil, als ihm das Belvedere im September 2002 eine Ausstellung widmete. Am 19. April vollendete er sein 88. Lebensjahr. In den frühen Morgenstunden des 8. Mai verstarb Franz Grabmayr nach kurzer, schwerer Krankheit in Wien. (Olga Kronsteiner, 8.5.2015)