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Tolle Komposition im Konzerthaus: Olga Neuwirth.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – Olga Neuwirth schreibt nun also eine Oper für das Haus am Ring, und es wird noch einige Jahre dauern, bis die Klänge von Staatsopernorchester und Sänger erweckt werden. Jetzt schon drängt sich die Vermutung auf, es würde sich um raffinierte Strukturen handeln, um Strukturen jedoch, die auch Klangsinnlichkeit ausstahlen werden.

Die Eröffnung des 37. Internationalen Musikfestes im Rahmen der Wiener Festwochen ließ jedenfalls keine andere Spekulation zu. Die Wiener Philharmoniker unter dem britischen Dirigenten Daniel Harding boten Neuwirths Masaot/Clocks With No Hands als österreichische Erstaufführung. Das Werk geht auf einen Auftrag der Philharmoniker zurück, zu Gustav Mahlers 100. Todestag (2010) etwas zu schreiben. Neuwirth hatte jedoch zwei Opern zu erarbeiten und musste absagen. Nun war es soweit, die Idee, in Mahlers Umfeld zu reflektieren, war indes geblieben.

Das Faszinierende: Hier scheint Musik aus Musik herauszuwachsen. Hier wird farbenreich Vergangenheit, auch eine folkloristische Klangwelt beschworen, die imposant subtil als Farbkontrast aus dem Dickicht der Stimmen aufsteigt. Alles wirkt konzentriert, der große Orchesterapparat scheint in all seinen Facetten ausgelotet. Masaot/Clocks With No Hands ist ein echter Wurf geworden.

Auch gelang die Umsetzung des Werkes stringenter als Gustav Mahlers Lied von der Erde mit Bariton Matthias Goerne und Tenor Klaus Florian Vogt. Harding schafft keine echten Spannungsbögen, dafür hat Intensität zu oft nur mit Lautstärke zu tun; und im Subtilen wird keine Magie frei. Seltsam flach klingen die Philharmoniker mitunter. Immerhin hört man Momente, in denen Goerne seiner imposanten Lyrik frei entfaltet. Klaus Florian Vogt hingegen kann die Schwere der Partie nicht vergessen machen. (Ljubiša Tošic, 11.5.2015)