Die Topfavoriten: Maraaya, Slowenien (großes Foto), Elina Born & Stig Rästa, Estland, Pertti Kurikan Niimpäivät, Finnland, Mørland & Debrah Scarlett, Norwegen, Måns Zelmerlöw, Schweden (von links).

Fotos: Tibor Golob, Stina Kase, Pekka Elomaa, NRK/Julia Naglestad, Per Kristiansen

Der erweiterte Favoritenkreis: Guy Sebastian, Australien (links unten), Il Volo, Italien (2. von links). Die Geheimfavoriten: Nina Sublatti, Georgien (2. von rechts), The Makemakes, Österreich (großes Foto), Loïc Nottet, Belgien.

Fotos: Respective broadcasters, Daniele Barraco, Levan Leko Chkonia, Thomas Ramstorfer, Josh Brandão

Jedes Jahr ab Mitte März dasselbe Theater: Sogenannte Song-Contest-Experten (ja, so komische Käuze wie ich) nennen ihre Favoriten (meist mehrere, um sich ja noch nicht festzulegen). Alle betonen, dass man das alles natürlich noch gar nicht so genau sagen könne, solange die Bühnen-Inszenierungen nicht bekannt sind. Da ist natürlich etwas dran – das mit der Inszenierung auf der Bühne stimmt. Wettbüros und jede Menge Fan- und Online-Votings begleiten uns ebenso seit März und bis zur Show. Conchita zählte übrigens im Vorfeld 2014 nicht zu den Topfavoritinnen.

Ich werde jetzt einmal den Versuch wagen, eine Art Hitparade der Favoriten und Favoritinnen aus meiner Sicht zu erstellen, und freilich kann sich diese Prognose durch die Proben noch dramatisch ändern. Meine Reihenfolge unterscheidet sich aber doch etwas von den anderen im Netz. Es handelt sich übrigens um Tipps, wer gewinnt, und nicht um persönlichen Geschmack.

Die Topfavoriten

1. Slowenien: Maraaya – Here For You

Slowenien liefert den modernsten Popsong dieses Jahres und schafft es locker in alle Radiosender. Das Duo/Ehepaar konnte bereits 2014 mit "Lovin' You" einen kleinen Hit in den italienischen, deutschen und belgischen Charts landen. Die Sängerin Marjetka Vovk fällt mit ihren großen Kopfhörern auf, ihr Ehemann und Producer Raay steht am Computer, während gleichzeitig eine Luftvioline auftaucht. Wer den Dance-Song einmal gehört und gesehen hat, wird ihn nicht so schnell vergessen, und nicht vergessen zu werden ist eines der wichtigsten Elemente beim Song Contest. Daher tippe ich (derzeit) auf Platz eins.

Eurovision Song Contest

2. Estland: Elina Born & Stig Rästa – Goodbye to Yesterday

Das estnische Duo erinnert an Lee-Hazlewood-und-Nancy-Sinatra-Songs, was ja alles andere als schlecht ist. Ihr schlichter, aber gerade dadurch hypnotischer Beitrag "Goodybe to Yesterday" gilt für mich als zweitwahrscheinlichster Anwärter auf den Sieg. Manche sehen hier die legitimen Nachfolger der Zweitplatzierten des Vorjahres, der Common Linnets. Und heuer gibt es immerhin keine Conchita, aber dafür die Finnen.

Eurovision Song Contest

3. Finnland: Pertti Kurikan Niimpäivät – Aina mun pitää

"Ich muss immer sauber machen, ich muss immer abwaschen, ich muss immer arbeiten gehen, ich muss immer zum Arzt gehen", singen die vier Punker aus Finnland, die ersten Teilnehmer in 60 Jahren Song-Contest-Geschichte mit Lernschwierigkeiten. Keine Frage, dass dieser Beitrag sehr viele Votes abholen und weit vorne landen wird. Ob Punk dann am Ende mehrheitsfähig sein wird, bleibt die Frage. Es ist übrigens der kürzeste Beitrag, den es je gab.

Eurovision Song Contest

4. Norwegen: Mørland & Debrah Scarlett – A Monster Like Me

Die 2015er-Ausgabe des Song Contests hat viele Balladen. Sehr viele. Von all diesen ist die norwegische wohl die schönste. Der Song ist ziemlich düster und geheimnisvoll. Es geht um Fehler, die man früher mal machte und gerne mal vergessen lassen will. Die beiden Stimmen harmonieren einfach großartig.

Eurovision Song Contest

5. Schweden: Måns Zelmerlöw – Heroes

Die optische Umsetzung in der schwedischen Vorausscheidung war unglaublich gut gelungen. "Heroes" gilt daher bei den Fans neben Italien als der Topfavorit schlechthin. Aus irgendeinem Grund wollen die Regisseure der schwedischen Beiträge immer ein bisschen zu viel von allem, und das geht schnell mal zulasten der Authentizität und der Frische. Mal sehen, ob das 2015 wieder geschieht. Schweden-Pop ist es jedenfalls in Reinkultur: schlicht gestrickter, aber wirksamer Pop. Die Wettbüros haben diesen Song auf Platz eins.

Eurovision Song Contest

Der erweiterte Favoritenkreis

6. Australien: Guy Sebastian – Tonight Again

Guy Sebastian ist, gemessen an Hitparadenplatzierungen weltweit, der größte Star des diesjährigen Contests. Sein grooviger Beitrag hat alles, was ein kommerzieller Hit so braucht, zudem besitzt der Mann eine sehr lässige Ausstrahlung, die ihm wohl auch helfen wird.

Eurovision Song Contest

7. Italien: Il Volo – Grande amore

Knödeltenöre gab es schon mehrmals, und sie schnitten dann doch nicht so gut ab, wie man prognostiziert hatte. Freilich ist "Grande amore" perfekt für alle, die Schmalz und hübsche Schwiegersöhnchen mögen, und ein eingängiger und gelungener Pop/Klassik-Crossover. Ich glaube aber eher nicht an einen Sieg, obwohl die Italiener in den Fanvotings auf Platz eins liegen und in den Wettbüros auf Platz zwei.

Eurovision Song Contest

Die Geheimfavoriten

8. Georgien: Nina Sublatti – Warrior

Aus Osteuropa werden ganz bestimmt sehr viele Punkte an Georgien gehen, die mögen selbstbewusste und starke Nummern. Ob der Westen mitspielt, da bin ich mir noch unsicher. Da es um ein sehr feministisches Lied einer georgischen Frau geht, wäre das aber durchaus verdient.

Eurovision Song Contest

9. Österreich: The Makemakes – I Am Yours

Ob ein zweiter Sieg in Folge möglich ist? Es wird aufgrund der Konkurrenz nicht leicht für die Jungs aus dem Salzkammergut (etwas, das sie neben dem Bart mit Conchita gemeinsam haben), aber der Song ist zeitgemäß, eindringlich, modern und sehr radiotauglich. Geheimfavorit stimmt wohl.

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10. Belgien: Loïc Nottet – Rhythm Inside

Wer "Royals" von Lorde mochte, wird das wohl auch mögen. Schwer einzuschätzen, wie der junge Belgier abschneiden wird, aber genau das macht diesen Beitrag unberechenbar und könnte noch gehörig überraschen.

Eurovision Song Contest

Und Ihre Favoriten? Posten Sie Ihre Tipps im Forum! (Marco Schreuder, 13.5.2015)