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Die Makemakes scheinen sich die Daumen verletzt zu haben. Bis zum Wochenende ist aber sicher alles wieder gut. Nur die Musik nicht. Ihr Debütalbum ist eben erschienen. Da hilft kein Pflaster nicht.

Foto: APA / Barbara Gindl

Wien - Er ist nicht besonders originell, aber das gilt ja auch für die Musik: der Verweis auf Bon Jovi nämlich. Bon Jovi kennen ja sogar Menschen, die das Glück haben, kein Lied der Band zu kennen. Denn Bon Jovi sind längst mehr als bloß eine wahnsinnig erfolgreiche Band aus New Jersey.

Die US-Formation mit ihrer meist als ehrlich oder erdig apostrophierten Musik gilt als Synonym für die Verwahrlosung des Rock 'n' Roll. Bon Jovi haben ihm die Zähne geputzt, ihn manikürt, ins Schaumbad getaucht und zum Modefriseur geschickt. Übrig geblieben ist eine Karikatur, und diese führt siegreiche Stellvertreterkriege für Schalterbeamte und Sachbearbeiter in Wochenendledermontur. Rock 'n' Roll als familienfreundliche Freizeitzerstreuung, wahlweise Highwayschnell oder Feuerzeuglangsam, mitsing- und berechenbar. Ja, und so geil wie eine Haushaltsversicherung.

The Real Makemakes

The Makemakes veröffentlichen nun in der Woche vor dem 60. Eurovision Song Contest ihr Debütalbum. Und es wundert nicht, dass die drei Jungs schon einmal als Vorgruppe von Bon Jovi gespielt haben. Quasi als Regionalligisten derselben Neigungsgruppe. Das wird so bleiben.

Denn wenn es über diese ohne die höheren Weihen eines Titels erschienene Liedersammlung etwas zu sagen gibt, wurde es mit berechenbar schon getan. Wobei man noch anfügen muss, dass sich auf dem Album natürlich das Teilnehmerlied befindet, mit dem The Makemakes am Wochenende ihr Glück beim Song Contest versuchen: I Am Yours.

Malen nach Zahlen

Dieser sich mit dem Klavier ins Pathetische stürzende Song stammt aus der geschützten Werkstätte der Feuerzeugballade. Auf diese sind Bon Jovi nicht allein abonniert, im Falle dieses Beispiels schwenken die britischen Coldplay das Flämmchen. Inspiration nennt man derlei künstlerische Nähe.

Das Gefühl, das alles schon einmal gehört zu haben, beschreibt das gesamte Album. Es besteht aus einer Anhäufung musikalischer und textlicher Floskeln. Malen nach Zahlen als Musik. Stellenweise drückt eine Orgel fett aufs Gefühlspedal, die eingestreuten Gitarrensoli gibt es wahrscheinlich beim Baumarkt in der Gartenabteilung zu kaufen. Hinten bei den Thujen, so spießig wie sie wirken. Die Produktion ist aufgebläht, ein weiteres Indiz für das Mittelmaß.

Gut, mit dem Ewiggleichen kann man sich in heimischen Format- und Regionalradios immer noch die Nase vergolden, aber eher dann, wenn man vom Planeten New Jersey und nicht aus der oberösterreichischen und Salzburger Provinz kommt. Gerade der Patriotismus zieht immer besonders strenge Grenzen, und das nicht immer zugunsten einheimischer US-Klone.

Wer sich nicht für Musik interessiert, wird wegen des Albums der Makemakes nicht damit anfangen. Wer sich für Musik interessiert, kennt es, ohne es je gehört zu haben. Das lässt sich natürlich über viele hoffnungsfrohe Musikdienstleister auf der ganzen Welt sagen, aber wegen ihrer Teilnahme am Song Contest landet der Kelch eben bei den Makemakes. Ohne ihre Teilnahme wäre das Album wohl gar nicht erschienen, und wenn doch, ohne mediale Wahrnehmung.

Für ihren Auftritt beim ESC dennoch alles Gute, oder um es mit Bon Jovi zu sagen: "Keep the Faith!" (Karl Fluch, 19.5.2015)