Die Sorge um die Zukunft der Militärmusik hält an.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Das Bundesheer versucht, in der Debatte um die Reduktion der Militärmusik in den Bundesländern zu beruhigen. "Natürlich wird es quantitativ und qualitativ anders werden", räumte Militärmusikchef Bernhard Heher am Dienstag vor Journalisten ein. Aber: "Es wird auch funktionieren."

Mit Juli wird die Militärmusik in Österreich neu aufgestellt, das Personal wird um die Hälfte reduziert. Die Gardemusik in Wien bleibt im Wesentlichen so bestehen wie bisher, die Änderungen betreffen die Bundesländer: Die dortigen Kapellen bestanden – so sie voll besetzt waren – aus je 47 Soldaten (ein Kapellmeister, 16 Unteroffiziere, 30 Grundwehrdiener). Die künftig acht Ensembles werden dann nur mehr aus 20 Soldaten bestehen (ein Kapellmeister, sechs Unteroffiziere, 13 Grundwehrdiener).

Der gewohnte Klang mit 47 Musikern werde mit 20 natürlich nicht mehr gleich sein, "aber wir werden natürlich versuchen, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen das bestmögliche herauszuholen", versicherte Heher, der die Musiken koordiniert. Große, schwierige Werke werde man mit dieser Besetzung wohl nicht spielen können, aber man könne in der Literatur ja ausweichen oder – in Ausnahmefällen – auch mehrere Ensembles zusammenziehen, etwa für einen Zapfenstreich. Das Spezielle an der Militärmusik war laut Heher bisher, dass aufgrund der Instrumentalbesetzung schwierigeres Repertoire gespielt werden kann als in so manch zivilem Orchester. Dies bleibe aber in der Garde erhalten, oder eben indem man Musiker im Bedarfsfall zusammenzieht.

Muss internationalen Vergleich nicht scheuen

Man müsse nun einmal die Praxis abwarten, meinte Heher. 70 Prozent der Auftritte würden heute schon mit einem Ensemble abgedeckt, ergänzte der stellvertretende Generalstabschef Bernhard Bair. Überhaupt müsse die neue Militärmusik mit 222 Soldaten "nicht den internationalen Vergleich scheuen": In Schweden etwa habe man 141 Soldaten in der Musik, in Finnland 186.

Für die Grundwehrdiener in der Militärmusik - derzeit rund 300 pro Jahr – sieht Bair im neuen System Vorteile: Bisher mussten die sich nämlich verpflichten, länger zu dienen, nun kann man im Rahmen der normalen Präsenzdienstdauer zur Musik, weshalb man rund 350 aufnehmen könne. Und wer sich länger verpflichten wolle, könne zur Garde gehen. Alle würden nach wie vor die bestmögliche Ausbildung bekommen, versicherte Heher.

Bair betonte, die Rolle der Militärmusik in der Kulturlandschaft sei ihm bewusst und man werde alles unternehmen, um ihr unter der Maßgabe der budgetären Möglichkeiten weiter entsprechende Rahmenbedingungen zu bieten. Man sei aber eben im Heer mit einem "schmerzhaften Budgetdruck" konfrontiert. "Mittlerweile drehen wir schon jeden Cent um, um in allen Bereichen des Bundesheers nach Geld zu suchen" – vom hochfliegenden Eurofighter bis zum Taucher.

Gardeponys kommen in Privatställe

Man müsse sich auf die "einsatzwahrscheinlichsten Aufgaben" konzentrieren, unterstrich Bair. Die sieben Mio. Euro, die man durch die Musik-Reduktion hereinbringt, "sind kein Klecks", findet Bair, brauche man doch dringend Investitionen im militärischen Kernbereich, etwa in Unterkünfte für Grundwehrdiener. Er verwies auch darauf, dass mit der Kürzung der Militärmusik auch eine Forderung der Rechnungshofs erfüllt werde. Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sei ursprünglich der Idee des Generalstabs gefolgt, auf vier Kapellen zu reduzieren, aber alle Landeshauptleute wollten eine Militärmusik und dieses Ergebnis der politischen Verhandlungen müsse nun eben umgesetzt werden.

Schlechte Nachrichten gibt es übrigens für alle militärischen Tierfreunde: Die berühmten Trommelponys der Garde gibt es nämlich mittlerweile nicht mehr - nicht aus Einsparungsgründen, sondern weil sich zunehmend niemand mehr gefunden hat, der den Umgang beherrschte. Die letzten zwei Gardeponys dürfen nun also bei zivilen Reitställen ihre Pension genießen. (APA, 19.5.2015)