Frankfurt - Die Kreidezeit war einer der wärmsten Abschnitte der Erdgeschichte. Während dieses Erdzeitalters vor 145 Millionen Jahren bis 66 Millionen Jahren waren die Pole eisfrei und in den Ozeanen herrschten Durchschnittstemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius, manche Wissenschafter sprechen von einem regelrechten "Supertreibhaus"-Klima. Doch derartige klimatische Verhältnisse dürften nicht über die gesamte Periode hinweg geherrscht haben. Ein internationales Forscherteam entdeckte in der Arktis nun Hinweise darauf, dass die Kreidezeit vor 112 bis 118 Millionen Jahren für einen Zeitraum von etwa 6 Millionen Jahren von einer kühlen Periode unterbrochen wurde.

Jens Herrle von der Goethe-Universität in Frankfurt hat gemeinsam mit der Wissenschafterin Claudia Schröder-Adams von der Carleton Universität in Ottawa den arktischen Glacier Fiord und die Lost Hammer Diapir Lokalität auf Axel Heiberg Island in 5 bis 10 Meter-Schritten beprobt. Dabei fanden die Forscher auch sogenannte Glendonite, sternförmige Calzit-Minerale, die die Gestalt des Minerals Ikait angenommen haben.

Pause für das Treibhausklima

"Diese so genannten Pseudomorphosen von Calzit nach Ikait entstehen, weil Ikait nur oberhalb etwa 8 Grad Celsius stabil ist und sich bei kälteren Temperaturen in Calzit umwandelt", berichtet Herrle. Die sedimentologischen Untersuchungen und Altersdatierung geben demnach einen konkreten Hinweis auf die Umweltbedingungen in der kreidezeitlichen Arktis und bestätigen die Vermutung, dass es zu dieser Zeit eine längere Unterbrechung der Warmzeit im arktischen Ozean gab.

"Gerade die Polargebiete reagieren besonders sensibel auf globale Klimaschwankungen. Durch den Blick in die geologische Vergangenheit gewinnen wir grundlegende Kenntnisse zur Dynamik von Klimawandel und der ozeanischen Zirkulation unter extremen Treibhausbedingungen. Um den aktuellen menschgemachten Klimawandel besser abschätzen zu können, müssen wir beispielsweise verstehen, welche Prozesse in einem extremen Treibhausklima maßgeblich zum Klimawandel beitragen", meint Herrle.

Kohlendioxid-Schwund in der Atmosphäre

Im Falle der kretazischen Kaltperiode nehmen die Wissenschafter an, dass durch die Öffnung des Atlantiks in Verbindung mit Veränderungen der ozeanischen Zirkulation und der marinen Produktivität mehr Kohlenstoff in die Sedimente eingetragen wurde. Dies hatte eine Abnahme des Kohlendioxid-Gehaltes in der Atmosphäre zur Folge, was wiederum zu einer globalen Abkühlung führte.

Die neugewonnenen Daten aus der Kreidezeit sollen nun mit Ergebnissen dieser Epoche aus dem Atlantik korreliert werden, um eine genauere stratigraphische Einteilung der Kreidezeit zu erreichen und die Wechselbeziehungen zwischen den Polarregionen und den Subtropen besser zu verstehen. (red, 24.5.2015)