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Wiener Schnitzel, hier allerdings nicht "vom Seitan".
APA/ Günter R. Artinger

Pro
von Sabine Bürger

Eingefleischte Vegetarier oder Veganer brauchen kein "Wiener Schnitzel vom Seitan". Es gibt genug andere Proteinquellen, mit denen man den Speiseplan eiweißreich gestalten kann.

Das Seitan-Schnitzel, ein Fleischersatz aus Weizengluten, gehört folgerichtig auf die Teller der Fleischesser. Jetzt bloß kein Aufschrei, es ist der Liebe wegen! Wie bei Jules, dem Auftragsmörder aus dem Kultfilm der 90er.

Der Pulp-Fiction-Vegetarier hat zwar einen ruchlosen Beruf, aber einen liebenswerten Zugang zur fleischlosen Küche. Die Freundin ist Vegetarierin, und das macht ihn mehr oder weniger auch zu einem Veggie. In trauter Zweisamkeit schmecken Seitan-Schnitzel doch am besten.

Seitan, in China erfunden, ist die hohe Kunst der Imitation. Wer unkt, dass die "Pappe" industriell erzeugt wird, kann es auch selbst machen. Mehl und Wasser zu einem Teig verkneten, auswaschen, würzen, in einem feinen Sud kochen und marinieren. Herausforderung angenommen?

Seitan-Schnitzel isst man, weil man es kann. Nur Esser mit Glutenunverträglichkeit haben eine gute Ausrede.

Kontra
von Gianluca Wallisch

Ist ja gut, ist ja gut ... ich bin eh einer von den Guten. Aber doch einer, der ab und zu mit seinem "Zwangsvegetarier"-T-Shirt zum Wirt'n geht, um sich schelmisch ein Steak zu bestellen. Ha!

Aber auch einer, der zu Hause so gut wie kein Fleisch isst und ganz wunderbar mit einer echten Vegetarierin zusammenleben kann. Ich bin aber keiner von denen, die ihre karnivore Karenz durch den Verzehr von Seitan-Schnitzis und -Würschtln kompensieren müssen.

Abgesehen davon, dass das Zeug wie Pappe vom Recyclingcontainer schmeckt: Wie kann man Mitleid mit Tieren haben (gutes Argument, gekauft!), sich aber dennoch nach deren Geschmack, Olfaktorik und Optik sehnen? Nein, danke.

Wenn schon, dann richtig und ohne Rücksicht auf Verluste. Köche wie Yotam Ottolenghi zeigen vor, dass man vegetarische Gerichte kochen kann, die ... wirklich wie vegetarische Gerichte aussehen. Und so sensationell schmecken, dass die Erinnerung an das saftige Steak oder die knusprigen Ripperl ganz, ganz schnell verblasst. Und das schreibe ich nicht, damit der Haussegen geradehängt. (Rondo, 21.5.2015)