Die Salzburg Krone sei auf dem Radar der Plattform, meint der Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Herausgeber des Blogs Kobuk, Helge Fahrnberger (STANDARD, 18. Mai). Radar dient zur Funkortung und Abstandsmessung. Also zu ungenau, verhindert nur Kollisionen. Eine millimetergenaue Diagnose bietet MRT, die Magnetresonanztomografie. Ihren Einsatz würde ich Kobuk empfehlen, ebenso das alte journalistische Prinzip "check, recheck, double-check".

Ich bin nicht so wichtig, aber warum fragt mich eigentlich keiner?

Im medialen MRT würde man zum Beispiel erkennen, dass der Erzbischof, die Caritas und die Krone eine wunderbare Hilfsaktion veranstaltet haben, mit der Spielzeug für die Kinder der syrischen Flüchtlinge gesammelt wurde.

Dann wäre die Geschichte mit dem zweijährigen Bettlerkind zu sehen, dessen Schicksal die Krone aufgedeckt hat: Es lebte unter einer Brücke inmitten von Müll und Kleiderfetzen. Hetze? Ausländerfeindlichkeit?

Wir bekennen uns zu unseren Schwerpunkt-Berichterstattungen, hier ein paar Beispiele:

"Die Mur ist gerettet!" prangte der Aufmacher vor dem Bild eines Umweltschützers auf der Titelseite. Im medialen Trommelfeuer (das war's schon, in der Umwelt sind wir hart) der Salzburg Krone ging das Projekt eines Kraftwerks im Landschaftsschutzgebiet Lungau unter. Astrid Rössler, damals grüne Abgeordnete, gratulierte heftig. Die Mur hätte trockengelegt und in den Berg abgeleitet werden sollen. Die Salzburg AG schluchzte, die Gewerkschaft tobte ziemlich, Wilfried Haslauer frohlockte: Er hatte die Zustimmung der ÖVP zum Plan rechtzeitig verweigert.

Es war ein Geheimpapier, das mir da auf der Terrasse des Kaffeehauses Bazar übergeben wurde. Sämtliche der roten Reichshälfte zugerechneten Führungskräfte des Energieversorgers Salzburg AG hatten unterschrieben, dass sie sozialdemokratische Grundsätze einhalten und sozialdemokratisch gesinntes Personal nicht benachteiligen sollten. Einer hatte nicht unterzeichnet-und verlor prompt seinen Posten als Verkehrsdirektor. Alles natürlich ohne Zusammenhang. Wer´s war? Das bekamen selbst wir nicht heraus.

Im Steinbruch von Großarl sollte eine internationale Giftmülldeponie errichtet werden. Nach einem Skitag sprach mich der schwarze Bürgermeister darauf an. Wenn wir ein wenig helfen sollten, dann werde die Krone halt etwas tun.

Am Höhepunkt der monatelangen Auseinandersetzungen (Kobuk würde sagen: von der Krone mit ihrer Macht medial begleiteten Kampagne) besetzten hunderte Bürger den Steinbruch – und der schwarze Landeshauptmann sagte das Projekt ab.

Es ist nicht etwas faul mit den Medien dieses Landes, manche haben den Mut zum aufrechten Gang. Einige buckeln. Wir nicht.

Mut kann man lernen. Ich habe dies bei Hans Dichand getan: Hainburg etwa, die Geburtsstunde der Grünen.

Zum Europark. Auch über Wirtschaft ohne Wachstum nachdenken, dozierte Wilfried Haslauer, der einst als Rechtsanwalt viele großen Firmen vertrat. Im Wirtschaftsbund rumort es.

Der architektonisch preisgekrönte Europark hat ein Wachzimmer, Gasthäuser, eine Apotheke, kurzum, er ist ein Stadtteil. In ihm existieren Lagerflächen, die zu Verkaufsarealen umgewidmet werden sollen, um den Online-Handel gegenzusteuern. Das finden wir eine gute Idee. Im einstigen Wirtschaftswunderland gibt es nämlich 20.000 Arbeitslose. Und ich spreche mit vielen von ihnen.

Kein Einfluss auf Redaktion

Spar inserierte Testimonials für den Ausbau in beiden großen Salzburger Tageszeitungen. Keine Ahnung, was das kostet. Ich verkaufe keine Inserate. Das läuft alles über die Mediaprint, und die hat keinen Einfluss auf die Redaktion.

Auch kein Spar-Vorstand redete jemals mit mir über das Thema. Den Grünen habe ich angeboten, im Fernsehen leidenschaftlich darüber zu diskutieren. Mir fehlt es nicht an Mut. Den Leserbrief eines Gewerkschafter habe ich übrigens auf Kobuk gepostet.

Dem grünen Klubobmann Cyriak Schwaighofer musste ich auf Facebook tatsächlich mit einer Klage drohen: Er hatte Hasspostings übersehen, wonach ich von Spar korrumpiert sei. Daraufhin entfernte er diesen geistigen Durchfall. Wir sind versöhnt.

Mit Astrid Rössler ging ich auf einen Kaffee und versicherte, dass unsere Linie unabänderbar sei. Ich halte keine Geheimtreffen ab: Über das mit Zeichnungen von Schmetterlingen verschönte Kleid der klugen Landesvize erfuhren die Krone-Leser prompt.

So sind wir eine Plattform für die Ängste, Sorgen und Wünsche der Menschen in diesem Land, vor der sich niemand fürchtet (nur die Finanzgauner), die niemand kaufen kann, die wirklich parteiunabhängig ist.

Die heutige Landesregierung gäbe es übrigens ohne den von unseren Redakteuren penibel und in alle Einzelheiten aufgeblätterten Milliardenspekulationsskandal gar nicht, der Wähler hat die alte Riege regelrecht versenkt.

Schuld daran waren nicht die Finanzjongleure und die Banker und die Hofräte, die kein Mail mit Börsenwarnungen lesen konnten, oder die Überweisungen von Steuergeld nach Zypern, sondern einzig und allein natürlich nur die Salzburg Krone. (Hans Peter Hasenöhrl, 21.5.2015)