Das Zeitalter moderner Kommunikationsformen ist auch jenes der tückisch schnell eintretenden Liebes-Fauxpas. Brauchte es früher erst ein kompliziertes briefliches Missverstehen unter Liebenden oder wenigstens ein stufenweise ansteigendes Verbaldrama, erledigt sich das heute fast von allein.

Wie vielen hoffnungsvollen Beziehungen das Smartphone schon den Garaus bereitet hat, will man gar nicht erst nachzählen: Die Leichen pflastern seinen Weg.

Beklagt sich ein Partner über eine bevorstehende Sitzung, vor der er Angst hat, da die Position innerhalb der Firma bereits sehr angeschlagen ist, möchte der andere tröstende Worte spenden. Er beginnt noch korrekt mit Koseworten. Aber dann! Dann kann es geschehen, dass beim Absenden der Würstelfinger über die Zifferntabelle gleitet und damit die Botschaft nunmehr absolut unverzeihlich "Du liebe, liebe, arme...0" lautet.

Sehr ungünstig auch Vertipper bei frisch und vorübergehend aus erotischer Unzufriedenheit Getrennten, die gerade erste zögerliche Schritte aufeinander zusetzen. Und schon ist er dahin, der Versöhnungsmoment.

Ein Beispiel aus der traurigen Praxis: Er, ein Schauspieler. Sie, eine Kollegin. Vorübergehend getrennt. Beide grämen sich, keiner will den ersten Schritt setzen, bis eines Tages eine Straßenbahn mit seinem Konterfei samt rollenbedingt angeschweißter Wallemähne an ihr vorüberzieht. Sie sieht nun den idealen Wink des Schicksals gekommen, fasst sich ein Herz und textet ihn an. Ein unverfängliches "Die Matte steht dir". Es erfolgt keine Antwort. Nach mehreren trübsinnigen Tagen sieht sie ihre Botschaft nochmals an. Statt des M prangt da zu ihrem Entsetzen ein L.

Alle anschließenden Erklärungsversuche waren übrigens vollkommen zwecklos. (Julya Rabinowich, 22.5.2015)