Wien/Berlin/Zürich - Nach den Kooperationen mit europäischen Verlagshäusern streckt Google seine Fühler nun auch in Richtung Werbebranche aus - und vice versa. Aus Sicht der Kreativwirtschaft sei es ein logischer Schritt, unter eine Decke zu schlüpfen, denn: "Kreative lieben das Abenteuer - auch im Bett", sagt Stephan Vogel, Präsident des deutschen Art Directors Club (ADC), in einem Interview mit dem deutschen Branchenmagazin "Horizont". Und: "Wir empfinden Google als interessant und aufregend."

Probleme mit dem Internetgiganten hätten nur die Medien, glaubt Vogel. In Deutschland tobt ein Streit zwischen Verlegern und Google um Abgeltungsansprüche nach dem deutschen Leistungsschutzrecht - inklusive Klagen.

Digitale Markenführung

Wie die Kooperation mit Werbeagenturen aussehen soll, erklärt Oliver Rosenthal, Ex-Werber und jetzt Google-Manager. Im Visier: digitale Markenführung. "Darüber wollen wir mit den Kreativen diskutieren - in Workshops, Seminaren und Vorträgen", sagt Rosenthal zu "Horizont.net". Für den Austausch bestellt Google ein so genanntes "Creative Agency Team"

Rosenthal schränkt aber ein: "Wir werden mit den ADC-Mitgliedern sicherlich nicht darüber sprechen, wie sie Search-Kampagnen optimieren können, sondern wie man Geschichten digital erzählen kann."

"Kreativität verhindert"

Werber Vogel wiederum plädiert dafür, dass sich Agenturen vom klassischen Mediasystem lösen müssten: "Das traditionelle Mediasystem hat Kreativität oft verhindert oder gebremst. Man hat Standardwerbeformate für Container fabriziert; die 1/1 Seite, den 20-Sekünder, das Rectangle-Banner. Heute gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem Internet umzugehen: Via Penetranz mit Takeovers und Pre-Rolls oder über Content, der so interessant ist, dass er via Google gesucht wird."

Pläne auch in der Schweiz

Gekuschelt wird aber nicht nur in Deutschland, denn auch in der Schweiz rücken Google und die Werbebranche enger zusammen. Der Präsident des Schweizer Art Directors Club, Frank Bodin, will mit Google kooperieren, weil es vielen Werbeagenturen an Digitalwissen fehle.

Um die Lücken zu füllen will Bodin das Angebot der ADC/bsw-Kreativschule stark ausbauen, "insbesondere auch für die Kreativen von Digital-Agenturen und für junge Planner", sagt er im Interview mit dem Schweizer Branchendienst persönlich.com. (red, 22.5.2015)