John Favreau ist Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor seines neuen Films "Kiss the Cook".

Foto: Thimfilm

Wien - Kochen gäbe genügend Möglichkeiten für komische Verwicklungen ab. Wer allerdings eine wahrhaft zeitgenössische Variante realisieren will, der kombiniert das Zerkleinern und Verrühren mit dem Wischen und Posten auf Smartphones.

Weil sich sein Chef gegen jede Neuerung sperrt, muss Starkoch Carl Caspar (John Favreau) täglich dieselben Gerichte kreieren. Das stellt zwar die Kundschaft des renommierten Restaurants zufrieden - so wie es auch den Guster der Kinobesucher weckt. Carl aber sieht sich dadurch seiner kreativen Freiheit beraubt.

Als ihn auch noch der bekannte Food-Blogger Ramsey Michel (Oliver Platt) in einer vernichtenden Kritik der mangelnden Originalität bezichtigt, reißt ihm die Geduld. Unterstützt von seinem Sohn Percy (Emjay Anthony), trägt Carl über Twitter eine Fehde mit dem Online-Gourmet aus. Das bringt ihm aber nicht nur eine Menge an "Followern" ein, sondern macht ihn zugleich zum Gespött der Stadt. Angewidert von den Zwängen des Geschäfts quittiert Carl seinen Job, um zusammen mit Percy in einem Imbissbus durch die Staaten zu touren.

Stimmungsphrasen

Wie der verkannte Koch nun plötzlich vor Lebensfreude aufblüht, wirkt all zu erzwungen. Daran ändern auch die krampfhaft vitalen Flamenco-Klänge und die kaum berührenden Vater-Sohn-Gespräche wenig. Die auf die Gesichter gedrückten Gefühlsregungen erscheinen wie Phrasen, die sich selbst überlassen werden. Dabei bedürften sie eines Handlungsrahmens, der sie auch wirklich nachempfindbar machte.

Die mit Dustin Hoffman (als Restauranteigentümer Riva) und Scarlett Johansson (als Restaurantmanagerin Molly) in den Nebenrollen hochkarätig besetzte Feelgood-Komödie Kiss the Cook könnte eine von Onlinediensten in Auftrag gegebene PR-Arbeit sein. Regelmäßig zwitschern Twitter-Vögelchen über die Leinwand, und die Sprache der immerfort lächelnden Figuren scheint bestenfalls Facebook-kompatibel.

Einzig die Speisen, die Favreau ganz nah an die Kamera holt, lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gefühle kommen aber nicht auf. Der Grundtenor, man solle sich der "sozialen" Medien bedienen, um frei und glücklich zu werden, bezeugt eher die Abhängigkeit der Filmindustrie von Formen, die es im besten Fall zu verändern gelte. Die Wiederholung dessen, was man überall sieht, ist fad. (Franz Schörkhuber, 28.5.2015)