Das "Neue Stadthaus", wie es in Favoriten entstehen soll.

Visualisierung: nonconform

Mehr als zwei Jahre ist es her, seit das "Neue Stadthaus" präsentiert wurde. Es war das Ergebnis eines Forschungsprojekts vom Architekturbüro nonconform und dem Architekt Erich Raith vom Fachbereich Städtebau an der TU Wien, das von der Technologieagentur der Stadt Wien (ZIT) gefördert wurde.

Das Neue Stadthaus ist ein nutzungsoffenes Gebäude, das die Qualitäten des Gründerzeithauses - etwa großzügige Raumhöhen von mindestens drei Metern - mit moderner Technologie verbindet. Die räumlichen Ressourcen sollen so flexibel genutzt und veränderten Bedürfnissen angepasst werden. Geplant war, mit der Linzer ifa AG im zehnten Bezirk einen Prototyp dieses Hauses zu errichten. Seither wurde es aber still um das Vorhaben.

Nun, mehr als zwei Jahre später, sei die Planung abgeschlossen, meint Martina Berger, Soravia-Unternehmenssprecherin, zum Standard. Man befinde sich im Genehmigungsverfahren, das Anfang 2016 abgeschlossen sein soll. Das Projekt sei auf Schiene.

Neue Version

In der Zwischenzeit haben die Architekten das Projekt aber weiterentwickelt, berichtet Peter Nageler von nonconform. In dieser neuen Version spiele auch die Entwicklung einer Community, die die Flächen gemeinsam nutzt, eine große Rolle.

Eine solche Weiterentwicklung könnte in der Seestadt Aspern umgesetzt werden. Mit einem gemeinnützigen Bauträger bemühe man sich derzeit um eine Liegenschaft.

"Um Projektpartnern verschiedene Stärken anbieten zu können" soll als nächster Schritt eine Genossenschaft ("Stadt, Werk und Wohnen") gemeinsam mit den Branchenexperten Klaus Wolfinger, Gernot Tscherteu und Georg Kogler gegründet werden. Derzeit ringe man noch mit einem Revisionsverband um Details, "im Großen und Ganzen" sei aber alles durchorganisiert, so Nageler.

Kleinteilige Nutzung

Wenn alles nach Plan läuft, könnten etwa 90 Wohnungen in diesem "Stadthaus" entstehen. Von 9000 Quadratmetern Nutzfläche müssen aber 50 Prozent gewerblich genutzt werden, so die Vorgaben für die Liegenschaft. Das sei "eine Herausforderung" für Bauträger, die am Wohnungsmarkt tätig sind: "Wenn man vorverwertete Sicherheiten haben will, dann muss man sich etwas überlegen. Und das tun wir derzeit." Die Gewerbeflächen würden größtenteils in der Erdgeschoßzone untergebracht werden, doch auch in den Obergeschoßen seien Büros, Werkstätten und Ateliers möglich. Nageler wünscht sich eine kleinteilige Nutzung.

Das Angebot richtet sich besonders an Selbstständige oder Menschen, "die ihren Berufsalltag mit Kindern organisieren". Dafür gebe es im Neubau kaum Angebote, in diese Richtung soll das Projekt daher gehen, etwa mit einem Kindergarten.

Das Vorhaben klingt recht ähnlich wie bei Baugruppen, von denen es in der Seestadt mittlerweile einige gibt. Der Unterschied sei aber eine "nutzungsoffene, gemischt genutzte Architektur" im "Stadthaus": "Dieses leere Gefäß wird gemeinsam programmiert und entsprechend ausgebaut."

Auflösung von Zonen

Angst vor leeren Erdgeschoßflächen hat Nageler nicht: Die Menschen, die sich für solche Konzepte entscheiden, hätten andere Bedürfnisse und auch gewerbliche Interessen. "Wenn wir über Stadt und Urbanität nachdenken wollen, dann braucht es solche Gebäude", ist der Architekt überzeugt. Die Seestadt sei der richtige Ort für das Experiment.

"Ich glaube auf alle Fälle an die Stadterweiterung, aber mit urbanen Qualitäten", sagt Nageler. Er habe zwar Vorbehalte gehabt. "Ich habe dann aber aufgehört, Aspern als Peripherie zu bezeichnen." Es gebe eine Auflösung dieser Zonen: "Man muss sich vom Bild wegbewegen, dass Stadt immer als Innenstadt gedacht werden muss." (Franziska Zoidl, 30.5.2015)