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Mit Hans-Peter Wipplinger fiel die Wahl des Leopold-Museums auf einen bestens vernetzten Kandidaten, der auch mit kaufmännischen Qualitäten punktet.

Foto: APA/Eggenberger

Wien – Am Ende war es dann doch überraschend. Hans-Peter Wipplinger galt unter den 20 Bewerbern für die museologische Leitung im Leopold-Museum nicht unbedingt als Favorit. Fachlich stärker in der Gegenwartskunst angesiedelt, wurde er zuletzt für den Direktorenposten im Mumok hoch gehandelt, wo man letztlich doch mit Karola Kraus verlängerte. Die nun erfolgte Kür im Leopold-Museum hat vor allem mit seinen Fähigkeiten als Netzwerker zu tun.

1968 in Schärding geboren, studierte Wipplinger Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft in Wien und begann 24-jährig als Mitarbeiter im OK Centrum für Gegenwartskunst in Linz. Von 2000 bis 2001 arbeitete er im New Museum of Contemporary Art in New York. Dort kam unter anderem der Kontakt zu Yoko Ono zustande, für die Wipplinger vielbeachtete Retrospektiven in Passau, Wien und Krems kuratierte.

Vor seinem vierjährigen Engagement als Direktor im Museum Moderner Kunst in Passau bewies Wipplinger mit der Gründung des Kulturunternehmens "art:phalanx" kaufmännische Qualitäten, auf die er bei Gelegenheit gerne hinweist. Auch das mag bei seiner Wahl eine Rolle gespielt haben, hat doch das Leopold-Museum mit Finanzproblemen und der umstrittenen Verwendung von Rücklagen zu kämpfen.

Längstdienender Direktor in Krems

Als Direktor der Kunsthalle Krems seit 2009 ist Wipplinger längstdienender Chef in der 20-jährigen Geschichte des Hauses. Das Ansinnen, Krems zu einer international relevanten Einrichtung zu machen, gilt als weithin geglückt. Großen Wert legte der Direktor auf verbesserte Kommunikation und begleitende Publikationen zu den Ausstellungen. Auch die verstärkte Kooperation mit dem Donaufestival war erfolgreich.

Privat gibt sich der mit einer Kunsthistorikerin Liierte bedeckt, exzentrisches Gebärden liegt Wipplinger fern. Mitarbeiter beschreiben ihn als Teamplayer, der rund um die Uhr für seine Projekte lebt, manchmal schon um halb sechs Uhr morgens zum Telefon greift und zur Netzwerkpflege regelmäßig Galaessen mit 260 Gästen ausrichtet.

Auf dem politischen Parkett bewegt sich der Workaholic entsprechend geschickt. Sein Wechsel nach Wien hat auch mit den anstehenden Veränderungen in der Kunstmeile Krems zu tun, wo bis 2017 ein neues Museum für die niederösterreichische Landesgalerie entsteht. Deren designierter Direktor, Christian Bauer, war einst als Geschäftsführer am Aufbau der Kunstmeile maßgeblich beteiligt. Einem Konkurrenzverhältnis entgeht Wipplinger nun.

Die Fühler nach Wien streckte er zuletzt auch als Kunstkurator des Parlaments aus, in dem er zwei Ausstellungen kuratierte. In Krems könnte er indes in seinem letzten Jahr den eigenen Besucherrekord noch einmal brechen: Die aktuell laufende Pipilotti-Rist-Schau hat dem Vernehmen nach das Potential Paula Modersohn-Becker aus dem Jahr 2010 auf Platz zwei zu verweisen. Es wäre ein Bilderbuchabschied. (Stefan Weiss, 4.6.2015)