Nyaba Léon Ouedraogo aus Burkina Faso dokumentiert in seiner Fotostrecke "The Hell of Copper" die giftigste Elektroschrotthalde der Welt, die eine einst idyllische Lagune vor Ghanas Hauptstadt Accra überzieht.


Foto: Nyaba Léon Ouedraogo

Innsbruck - Unser kapitalistisches Wirtschaftssystem - getrieben von Profitgier, befeuert durch mediale Vernetzung und neueste Technologien, die es ermöglichen, Informationen, Waren oder Kapital in Sekundenschnelle quer über den Erdball zu jagen - hat das Leben von Menschen und der Natur in vielen Regionen der Welt irreversibel verändert. Mit der Ausstellung Welten im Widerspruch - Zonen der Globalisierung rückt die Galerie im Taxispalais diese hochbrisante, komplexe und letztendlich unüberblickbare Entwicklung in den Fokus.

Das Kuratorenduo Julia Brennacher und Jürgen Tabor hat sechzehn internationale Künstlerinnen und Künstler bzw. Künstlerduos geladen, die sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven dem Thema annähern. Entstanden ist eine spannende Schau, die Fotoarbeiten, grafische Darstellungen, Filme, Installationen sowie Skulpturen versammelt. Nyaba Léon Ouedraogo aus Burkina Faso dokumentiert in seiner Fotostrecke The Hell of Copper die giftigste Elektroschrotthalde der Welt, die eine einst idyllische Lagune vor Ghanas Hauptstadt Accra überzieht.

Meterhoch türmt sich heute dort elektronischer Abfall aus den Industrieländern. Unter elendsten Bedingungen gewinnen meist Jugendliche durch Ausbrennen der Gehäuse und Platinen wieder Rohstoffe wie Kupfer. In der Videoprojektion The Others zeigt das Künstlerduo Eva und Franco Mattes zehntausend private Fotos irgendwelcher Menschen, die es von unzureichend geschützten File-Sharing-Accounts geklaut hat, und macht so auf die fragile Datensicherheit im Netz aufmerksam.

Yin Xiuzhen aus China ist mit vier ihrer "Portable Cities" vertreten. Aus aufgeklappten Koffern poppen die aus Textil gefertigten Skylines von Frankfurt, Moskau, New York und Xi'an auf. In diffusen Bildern des Films The Visible and the Invisible des Österreichers Oliver Ressler wird einem zugeflüstert, dass die Schweiz zum weltweit größten Rohstoffumschlagplatz geworden ist. Von dort sollen an internationalen Steuer-, Antikorruptions-, Natur- und Arbeitsschutzregelungen vorbei die Profite abgesaugt werden. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 5.6.2015)