Bild nicht mehr verfügbar.

Pawel Kukiz, Kandidat.

Foto: APA/EPA/Kulczynski

Warschau - Der populäre polnische Rockmusiker und Systemgegner Pawel Kukiz befindet sich weiter im politischen Höhenflug. Nach seinem Überraschungserfolg bei der Präsidentenwahl vor zwei Wochen legt der parteilose Protestpolitiker weiter an Popularität zu. Laut einer Umfrage würde seine noch gar nicht gegründete Partei derzeit sogar stärkste politische Kraft. Im Herbst finden Parlamentswahlen in Polen statt.

In der Befragung des Instituts IBRiS im Auftrag der Tageszeitung "Rzeczpospolita" (Montag-Ausgabe) kam die geplante Kukiz-Partei auf 24,2 Prozent Zustimmung und überholte damit erstmals die rechtskonservative Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" PiS (24 Prozent). Die rechtsliberale Regierungspartei "Bürgerplattform" (PO) würde demnach derzeit nur auf dem dritten Platz landen, nur 21 Prozent der Befragten würden der Partei von Regierungschefin Ewa Kopacz ihre Stimme geben. Bei der letzte Wahl 2011 war die PO mit rund 39 Prozent die mit Abstand stärkste Partei geworden, die PiS hatte rund 30 Prozent der Stimmen erreicht.

"Politische Fiktion"

Chancen auf einen Einzug ins Parlament hätten gemäß der aktuellen Umfrage nur noch die neue liberale Initiative NowoczesnaPL (Die ModernePL), die mit acht Prozent der Stimmen rechnen kann. Weder die mitregierende Bauernpartei PSL noch die Linksparteien SLD und TR würden derzeit die Fünf-Prozent-Hürde überwinden.

"Vor einigen Monaten hätte das Schlagwort: 'Präsident Duda, Premier Kukiz' noch als komplette politische Fiktion gegolten. Die in der Umfrage spürbaren Trends lassen aber nachdenken, ob es vielleicht bereits an der Zeit ist, sich an ein solches Szenario zu gewöhnen", kommentierte die "Rzeczpospolita" am Montag die Umfrage. Kukiz hat angekündigt, dass er als Regierungschef das politische System Polens ändern will. "Ich werde den Staat reparieren und bürgerfreundlicher machen. Ich gebe keine Versprechungen. Mein Programm ist die Reparatur des Staates und nicht die Umsetzung der verschiedenen Gruppen zugesagten Versprechungen", so Kukiz vor wenigen Tagen in einem Radiointerview.

Der 52-jährige politische Quereinsteiger wurde als Frontman mehrerer Rock- und Punkbands in seiner Heimat bekannt. Beim ersten Durchgang der Präsidentschaftswahl Mitte Mai erreichte der parteilose Kandidat überraschend 20,8 Prozent der Stimmen und damit den dritten Platz. Politologen sind sich einig, dass sein Erfolg eine Folge der wachsenden Unzufriedenheit der Bürger mit dem aktuellen Zustand der politischen Bühne Polens ist, die seit Jahren von einem Dauerstreit zwischen den beiden dominierenden Parteien, PO und PiS, dominiert ist. Die wichtigste Forderung des Rockmusikers in seinem Wahlkampf war die Reform des Wahlgesetzes und die Einführung eines Mehrheitswahlrechts für die Wahl des Unterhauses des Parlaments (Sejm). (APA, 8.6.2015)