Wien/Athen - Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) will bei seiner Reise nach Griechenland nächste Woche nicht als "Besserwisser" auftreten, sondern der dortigen Regierung Unterstützung signalisieren. Das Land brauche eine "mittelfristige Lösung", sagte er am Dienstag nach dem Ministerrat. Weniger geduldig klang Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), der Griechenland vorwarf, zu "pokern".

Die Geldgeber seien Griechenland in hohem Maße entgegengekommen, und es gebe ein "klares Reformpapier", sagte Schelling vor der Regierungssitzung. Nun sei die Rede von einem eventuellen neuen griechischen Reformpapier - man werde sehen, was dabei herauskomme. "Es scheint so zu sein, dass hier hoch gepokert wird", meinte der Finanzminister. "Aber beim Pokern kann man auch verlieren."

Faymann wird nächste Woche seinen schon länger angekündigten Besuch beim griechischen Premier Alexis Tsipras absolvieren. Ihm gehe es darum, einen "gemeinsamen europäischen Weg" zu finden und nicht zu riskieren, dass ein Land aus der Eurozone falle. Über den Sommer sei eine gute Zeit, die Gespräche zu "intensivieren" und eine "mittelfristige Lösung" zu finden. Ein "Plan für fünf Jahre" wäre eine gute Idee, bekräftigte der Kanzler, der in diesem Zusammenhang auch schon einen Zahlungsaufschub für Athen ins Spiel gebracht hatte. (APA, 9.6.2015)