Gemeinhin kennen relativ wenige Menschen Namen wie Karl Kordesch, Hermann Oberth oder Ludwig Hatschek. Dabei ist Erstgenannter der Erfinder der Alkali-Batterie, der Zweite der Vater der Raketentechnologie und der Dritte der Entwickler der heute Millionen von Quadratmetern Dächer und Fassadenflächen zierenden und bedeckenden Eternit-Platte. Analog verhält es sich mit Eduard Suess, Oleh Hornykiewicz, Wilhelm Kreß, Marietta Blau, Joseph Hyrtl, Wolfgang Schleidt, Hans Tuppy.

Gemeinsam sind all diesen Visionären und Erfindern die Provenienz einerseits und das Scheitern andererseits. Sie alle stammen aus Österreich, haben Herausragendes geleistet, Bahnbrechendes bewirkt und sind dennoch nur in Fachkreisen prominent.

Alwin Schönberger hat sich auf die Suche nach austriakischen Wissenschaftern, deren Wirken und Schicksal gemacht. Seine Anthologie Grenzgänger versammelt Österreichische Pioniere "zwischen Triumph und Tragik". Unter Ägide des 1968 in Wien geborenen, für Profil und für TV-Produktionen tätigen Wissenschaftsjournalisten recherchierte ein Autorenteam, bestehend aus Regina Adler, Franziska Dzugan, Tina Goebel, Petra Praumkirchner, Lukas Plank, Elisabeth Schneyder, Jochen Stadler und Brigitte Ederer die Vitae landläufig Unbekannter.

Oft kommt einem vor, Österreich wäre das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten. Es herrscht eine Melange aus Agonie, Lethargie, Nihilismus unter dem Protektorat der im Verfassungsrang befindlichen geistigen Pragmatisierung. Inkompetenz, Ignoranz und Populismus werden begleitet von global epidemisch grassierender Entscheidungsallergie.

Notwendigkeiten zur Innovation werden registriert und definiert. Perspektiven pro futura werden bei Thinktanks in Auftrag gegeben, eine Agenda zum Erreichen positiver Entwicklungen (z. B. im Bildungs-, Pensions- oder Gesundheitswesen) erstellt, von Experten evaluiert, subjektiv objektiviert, katalogisiert und schubladisiert. Denen, die in Würde der vorherrschenden Mentalität zuwider agieren, huldigt Schönberger. (Gregor Auenhammer, 9.6.2015)