Wien - Immer mehr Pflanzen- und Tierarten werden durch den Menschen in neue Gebiete eingebracht. Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung konnte nun erstmals belegen, dass die globale Verschleppung von Arten zum Zusammenbruch der ursprünglichen, über Jahrmillionen entstandenen Verbreitungsmuster führt - und damit zu einer Homogenisierung der Ökosysteme. Die Studie ist aktuell im Fachblatt "Science" erschienen.

Am Beispiel von 175 Landschneckenspezies untersuchten die Forscher untersucht, wie sich die Artenverschleppung durch den Menschen auf die Artenzusammensetzung in 56 Ländern und Regionen ausgewirkt hat. "Als Folge der Globalisierung haben sich auch die Verteilungsmuster der Arten globalisiert", sagte Franz Essl von der Universität Wien, der an der Arbeit beteiligt war.

Zunehmende Homogenisierung

Früher konnten sich Arten extrem selten über Kontinente hinweg ausbreiten, und so kamen diese zu ihren charakteristischen Lebenswelten. "Durch die intensiven Handelsbeziehungen der Menschen haben viele Arten nun die Chance, fast überall hinzukommen", erklärte Essl. Vor allem anpassungsfähige Pflanzen und Tiere, die in von Menschen geprägten Lebensräumen gut überleben können, würden verschleppt. Die ehemaligen Ausbreitungsbarrieren verlieren dadurch an Bedeutung und das Klima wird zum bestimmenden Faktor für die Verbreitung.

Zumindest bei den Landschnecken würden so zwei biogeographische Regionen entstehen: in den Tropen und in gemäßigten Zonen. Innerhalb dieser Bereiche sei die Artenzusammensetzung sehr ähnlich, und sie würde sich auch nördlich und südlich des Äquators in Bezug auf die verschleppten Arten kaum unterscheiden, sagte der Biologe. "Daher weisen sogar weit voneinander entfernte, klimatisch aber ähnliche Regionen wie Österreich und Neuseeland mittlerweile eine sehr ähnliche Artengemeinschaft von verschleppten Schnecken auf", so Essl.

Gewinner und Verlierer

Durch die globale Erwärmung komme es verstärkt dazu, dass sich wärmeliebende Arten ausbreiten. Die Artengemeinschaft würde zunehmend zu einer Mischung aus heimischen Arten und solchen aus angrenzenden und weit entfernten Regionen. "Man könnte das vielleicht auch positiv sehen, nämlich dass sich Ökosysteme besser an den Klimawandel anpassen könnten", so Essl. Denn Arten, die mit den veränderten Bedingungen gut zurechtkommen, würden dadurch neue Lebensräume leichter erreichen.

Der Klimawandel dränge aber bereits viele Arten weltweit zurück, die nicht so anpassungsfähig sind. "Das ist der Großteil, und der Druck auf solche Arten wird durch die Ansiedelung von eingeschleppten Pflanzen und Tieren erhöht", so der Forscher. (APA, red, 14.6.2015)