Am vierten Juli würde die 1973 verstorbene Christine Lavant ihren 100. Geburtstag feiern. Die als Christine Habernig in Großedling im Kärntner Lavanttal geborene Dichterin kennt man vor allem als Lyrikerin. Jetzt ist die Neuausgabe ihrer 1945/46 entstandenen Debüterzählung Das Kind (Wallstein-Verlag, 2015) erschienen. Darin zeichnet Lavant das Psychogramm eines kranken Landkindes, das versucht, sein Leben in einer Heilanstalt zu verstehen.

Christine Lavant war das neunte Kind eines Bergarbeiters und litt selbst von Geburt an unter schweren Krankheiten. Die Probleme der Schwachen und Hilfsbedürftigen kannte Lavant aus eigenem Erleben, die damit einhergehende gesellschaftliche Diskriminierung gehörte wie Armut und Krankheit auch in späteren Werken zu ihren bevorzugten Themen.

Erzählt wird in Das Kind aus der Sicht des Mädchens, das sich auch mittels kindlich-religiöser Vorstellungen nicht von Schuld- und Versagensgefühlen befreien kann. Die Originalausgabe von 1948 wurde vom damaligen Herausgeber entschärft: Die erst 1999 entdeckte handschriftliche Fassung Lavants ist jetzt vom Literaturwissenschafter Klaus Amann, der auch Herausgeber der Werkausgabe ist, neu durchgesehen und mit einem Nachwort versehen worden. Am Dienstag stellt er das Buch gemeinsam mit der Salzburger Schauspielerin Ulrike Arp vor. (dog, 15.6.2015)