Wien - In zwei Wochen soll die von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) geplante Gratiszahnspange in Österreich starten. In Wien ist ein reibungsloser Beginn nach wie vor unklar. Kieferorthopäden und Zahnärzte zweifeln am avisierten Termin. Sie rechnen mit Verzögerungen.

32 Kieferorthopäden soll es in Wien geben, die Zahnregulierungen für Kinder mit besonders schwerwiegenden Fehlstellungen anbieten. Kassenverträge gibt es aber noch keine.

Erst im Mai hat die Ausschreibung begonnen, 29 Kieferorthopäden wurden gefunden, sie müssen aber noch eine Qualitätsüberprüfung durchlaufen. Die drei verbliebenen Kassenstellen müssen erneut ausgeschrieben werden.

Zahnärztekammer: "Wunschdenken und Sozialromantik"

Die Zahnärztekammer, die mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger die Verträge verhandelt, ist skeptisch, dass der Starttermin eingehalten werden kann und das auch die fehlenden Ärzte gefunden werden können. Für Sprecher Claudius Ratschew liegt der Grund in der Planung, da die Verträge nach Regionen vergeben werden. Das sei "denkunmöglich", da vor allem für die Randbezirke Wiens noch Stellen gesucht werden, wo es bisher nur wenige Kieferorthopäden gab. Es sei ein "Denkfehler", dass die Ärzte in Wien gleichmäßig verteilt seien. Die meisten Kieferorthopäden seien in Zentrumsnähe angesiedelt. Die Ausschreibungskriterien der Gebietskrankenkasse bezeichnet Ratschew als "Wunschdenken und Sozialromantik".

Die ausführenden Ärzte fühlen sich uninformiert. Martin Brock vom Verband der österreichischen Kieferorthopäden spricht von Unsicherheit, da sie nicht in die Verhandlungen eingebunden seien.

Gebietskrankenkasse: "Sukzessiver Start"

Die Wiener Gebietskrankenkasse weist die Vorwürfe zurück, der 1. Juli werde eingehalten. Zusätzlich zum Zahnambulatorium der Kasse wird es noch drei weitere Institute geben. Auch wenn die Verträge mit den niedergelassenen Ärzten noch nicht abgeschlossenen seien, wird in Wien die Zahnspange "sukzessive starten", heißt es in einer Stellungnahme seitens der Gebietskrankenkasse.

In den anderen acht Bundesländer sollen die Verträge laut Zahnärztekammer schon abgeschlossen sein, die Gratiszahnspange könne planmäßig beginnen können. (mte, 16.6.2015)