Gibt es zu wenige Unterstützer, kann das selbst gesteckte Finanzierungsziel meist nicht erreicht werden. Auf der Crowdfundingplattform Kickstarter sind rund 44 Prozent der Projekte erfolgreich – mehr als die Hälfte scheitert also.

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Geldregen fällt auf Kickstarter und Co manchmal relativ überraschend: Etwa als ein User 10 Dollar sammeln wollte, um erstmals einen Kartoffelsalat zu machen. Geworden sind es 50.000 Dollar und ein Kartoffel-Festival statt des Salats, ...

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... oder aber beim Kartenspiel "Exploding Kittens" – 219.382 Unterstützer haben knapp neun Millionen Dollar dafür beigesteuert.

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Neun Millionen Dollar für ein Kartenspiel – "Exploding Kittens", ein Spiel, das nach eigener Beschreibung für Liebhaber von Katzen und Explosionen geeignet ist, ist eine der erfolgreichsten Kampagnen auf Kickstarter. Das Ziel von 10.000 Dollar hat Initiator Elan Lee damit weit übertroffen. Auch von anderen Kuriositäten, die auf Kickstarter durch die Community unterstützt wurden, liest man immer wieder.

Ende statt Start

Dass über die Hälfte der Ideen auf Kickstarter aber erfolglos bleiben und das selbst vorgegebene Finanzierungsziel nicht erreichen, übersieht man gerne in der spektakulären Berichterstattung über Crowdfunding-Projekte. Für den italienischen Künstler Silvio Lorusso war das Grund genug, gescheiterte Kickstarter-Projekte auf einer Website zu sammeln. Zusatz: Auf Kickended finden sich nur Ideen, die keinen einzigen Unterstützer für sich gewinnen konnten. Frei vom Druck, Geld zu machen, erleben die Ideen hier eine Renaissance – sie werden wieder zu Ideen, heißt es auf der Website.

Beispiele gibt es genug: eine Doku über die Dopingszene, Bodybuilder und Bikinimodels in Australien – mit 100.000 Dollar setzten sich die Initiatoren hier ein ehrgeiziges Ziel – oder etwa die Idee eines Studenten, ins Töpfer-Business einzusteigen, um sich so sein Studium zu finanzieren. Insgesamt kann man sich auf Kickended durch 11.000 solcher Ideen klicken, die – zumindest auf Kickstarter – nur ein Traum blieben.

86.000 Projekte und 1.8 Milliarden Dollar

Seit dem Start von Kickstarter vor mittlerweile sechs Jahren wurden auf der Plattform rund 86.000 Projekte gefördert – der Gesamtwert beträgt bis dato 1,8 Milliarden US-Dollar. Aus dem Portal wurden einige Ideen zu heute erfolgreichen Unternehmen – wie etwa die Pebbles Watch, die sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbindet. Lorusso ist es aber wichtig, auch die andere Seite zu zeigen, sagte er zur "Washington Post": "Auch wenn es eine traurige oder tragische Geschichte ist, macht es für mich Sinn, sie zu zeigen. Denn auch das gehört zum Kreislauf bei Crowdfunding – aber eigentlich generell bei Entrepreneurship – dazu."

Dass mehr als die Hälfte der Ideen scheitern, spiegle in etwa auch die Realität wider – die meisten Start-ups würden in den USA auch scheitern, heißt es in der "Washington Post". Zwar seien die teilweise spektakulären Ideen auf Kickstarter & Co nicht unbedingt mit einem richtigen Unternehmen zu vergleichen – in beiden Fällen würde man die Erfolgsstorys aber lieben und die Verlierer ignorieren –, wobei es von gescheiterten Unternehmern doch viel zu lernen gäbe. Diese Einschätzung der US-Zeitung ist durchaus überraschend – wird die US-Kultur in Sachen Unternehmensgründung normalerweise doch als sehr tolerant und loser-freundlich beschrieben. Fehlerkultur hin oder her – Kickended ist eine umfassende Sammlung gescheiterter Ideen, die häufig auch zum Schmunzeln bringen. (lhag, 23.6.2015)