Wien - Der ORF wird demnächst entscheiden, ob der Formel 1 auch nach 2016 übertragen wird. Dies erklärte ORF-Finanzdirektor Richard Grasl in einem Gastkommentar der aktuellen Ausgabe der Programmzeitschrift "tv-media". Die Motorsportserie hatte zuletzt sowohl in Deutschland bei RTL als auch in Österreich beim ORF mit Zuschauerrückgängen zu kämpfen. Die ersten sieben WM-Läufe verfolgen heuer im ORF nur mehr 376.000 Zuschauer, im Jahr davor waren es noch 436.000 Seher.

Der ORF, der für die Rechte an der Formel 1 im Jahr kolportierte 15 Millionen Euro zahlt, denkt deshalb über einen Ausstieg nach. Medienmanager in ganz Europa müssen derzeit entscheiden, "ob man Millionen für den Erwerb der Übertragungsrechte bezahlen soll oder nicht", so Grasl. "Auch im ORF stellen wir uns diese Frage: Natürlich gehört die Formel 1 seit Jahrzehnten als ganz starke Marke zum ORF-Image, die man nicht leichtfertig aufgibt. Natürlich ist die Rückkehr nach Spielberg ein ganz starkes Argument, natürlich sind die führenden Funktionen Niki Laudas, Toto Wolffs und die bis vor kurzem dominierende Rolle des österreichischen Red Bull-Teams auf der Haben-Seite zu verbuchen. Aber genauso beschäftigen wir uns mit dem Rückgang des Seherinteresses wegen komplizierter Modi, einer Fadesse erzeugenden Dominanz einiger Teams und mit der Frage, wie ein öffentlich-rechtliches TV zu ökologischen Fragen steht."

Und Grasl weiter: "Vor allem aber ist es bei knappen Mitteln eine Prioritätenfrage: Können jene Millionen, die uns die Formel 1 kostet, nicht für anderes besser eingesetzt werden - für österreichische Filme, Serien, Dokus oder große Live-Events, die im TV immer wichtiger werden? Die Entscheidung, die wir demnächst zu treffen haben, wird wohl spannender als so manches der letzten Rennen." (APA, 17.6.2015)