Wien – Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek plant nach der Evaluierung der Einkommensberichte, deren Ergebnisse in Kürze vorliegen sollen, eine Verschärfung. In dieser Forderung sieht sie sich durch den jüngsten "Frauenbarometer" bestärkt, denn demnach haben berufsbezogene Themen an Bedeutung gewonnen, erklärte sie bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Bewusstsein für Lohngerechtigkeit steigt

Die neunte Ausgabe des "Frauenbarometers" widmete sich dem Schwerpunkt "Berufsleben". Dabei zeigte sich, dass die Forderung "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" im Langzeitvergleich an Bedeutung zugelegt hat: In einer Rangreihung unter zehn Forderungen kommt diese heute auf einen mittleren Rang von 1,9 im Vergleich zu 2,6 im Februar 2013. Auch die Themen "Aufstiegschancen für Frauen" (von 5,5 auf 4,9) und mehr "Frauen in Führungspositionen"(von 7,1 auf 6,5) wurde wichtiger.

Männer: Frauenquoten ein ungeeignetes Gleichstellungswerkzeug

Wenn es um Maßnahmen für mehr Gleichberechtigung im Beruf geht, ist der "Gender Gap" in der Einstellung von Frauen und Männern am größten, erklärte Christina Matzka vom Institut Meinungsraum. Am unterschiedlichsten beurteilt werden verpflichtende Frauenquoten bei Führungspositionen in Unternehmen: 60 Prozent der Frauen halten dies für sehr oder eher geeignet, bei den Männern sind dies nur 36 Prozent. 28 Prozent der Männer hält diese Maßnahme für gar nicht geeignet, bei den Frauen sind es nur elf Prozent.

Hälfte der Teilzeitbeschäftigten zufrieden

Vollzeitarbeit ist männlich, das bestätigt auch diese Untersuchung. Während 83 Prozent der Männer in Vollzeitbeschäftigung sind, sind es nur 49 Prozent der Frauen. Knapp die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten zeigt sich zufrieden mit diesem Status, rund ein Viertel allerdings will in eine Vollzeittätigkeit wechseln. Die Aufklärungsarbeit über die Auswirkungen von Teilzeitarbeit auf die Pension wirke, sei aber noch nicht abgeschlossen. Mittlerweile geben 42 Prozent der Befragten an, sehr gut oder eher gut über die Folgen von Teilzeitarbeit informiert zu sein. Zum Vergleich, 2012 waren dies nur 27 Prozent.

Auch Überstunden sind eine männliche Domäne. 37,8 Prozent der berufstätigen Männer, aber nur 18,3 Prozent der berufstätigen Frauen leiste regelmäßig mehr als zehn Überstunden pro Monat.

Mehrheit hält Lohndiskriminierung für üblich

86,3 Prozent der Befragten geht davon aus, das Frauen für die gleiche Tätigkeit "gelegentlich" oder "(sehr) häufig" weniger bezahlt bekommen als Männer. Nur 10,7 Prozent glauben, dass dies "selten" oder "so gut wie nie" der Fall ist. Ein Geschlechterunterschied zeigt sich auch hier: 65,3 Prozent der Frauen, aber nur 33,2 Prozent der Männer halten es für "gar nicht gerecht", dass es keine einzige Berufsgruppe gibt, in der Frauen mehr verdienen als Männer.

Befragt nach Möglichkeiten gegen Ungerechtigkeit, halten 90 Prozent die Überprüfung von Kollektivverträgen für "sehr" oder "eher" geeignet, um die Lohnunterschiede zu verringern. Platz zwei der geeignetsten Maßnahmen errang die Forderung, dass Einkommensberichte neben den Grundgehältern auch Bonuszahlungen und Überstunden beinhalten sollten. Auf Rang drei findet sich die Forderung nach Offenlegung der anonymisierten Einkommensberichte, gemeinsam mit jener, dass möglichst viele Betriebe, nicht nur solche mit mehr als 150 Mitarbeitern, erfasst werden sollten.

Heinisch-Hosek pocht auf Nachschärfung

Heinisch-Hosek sieht sich durch diese Ergebnisse bestärkt und pocht auf eine "Nachschärfung" des Instruments Einkommensbericht: "Ich möchte, dass wir in diesem Land über Geld reden. Die Verschwiegenheitspflicht muss weg", betonte die Ministerin.

Sobald die Evaluierungsergebnisse dieser Maßnahme vorliegen, will sie die Sozialpartner zu Gesprächen laden. Weiters verspricht die Ressortchefin mehr Information über Teilzeit und regt den "Gesundheits-Euro" an. Pro geleisteter Überstunde würden Unternehmen dann einen Euro in einen Budgettopf für betriebliche Gesundheitsförderung und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen einzahlen, schlug sie vor.

Der "Österreichische Frauenbarometer" wurde 2012 vom Frauenministerium initiiert. Für die jüngste Studie wurden im April dieses Jahres 1.000 ÖsterreicherInnen online befragt.

Causa Fenninger: Sportlerinnen sollen gleich viel verdienen

Heinisch-Hosek nahm am Rande der Pressekonferenz auch Stellung zur Causa Anna Fenninger und ÖSV. Sie merkte an, dass Sportlerinnen von der Bezahlung her "sehr unterschiedlich" behandelt werden und forderte gleiche Bezahlung. Dies sei auch ein Anliegen von Sportminister Gerald Klug (SPÖ). Dass der Streit zwischen der Skifahrerin und dem Verband beigelegt wurde, sei ein richtiger Schritt gewesen. Ob es sich dabei um einen "Kniefall" Fenningers handle, dies wolle sie nicht kommentieren, meinte sie auf eine Journalistenfrage. (APA, 19.6.2015)