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Fressen mit links: Obwohl bei Kängurus die beiden Hirnhälften nicht verbunden sind, zeigen auch sie in freier Wildbahn "Händigkeit".

Foto: Andrey Giljov / National Geographic Society

Sankt Petersburg / Wien – Wir Menschen und die meisten anderen Primaten tun es mehrheitlich mit rechts. Vermutet wird, dass biologische Gründe für die Präferenz der rechten Hand ausschlaggebend sind: Eine bestimmte Stelle am Chromosom 2 dürfte bei uns dafür verantwortlich sein, wobei die Händigkeit anscheinend nicht nach den Vererbungsregeln Mendels weitergegeben wird, wie Zwillingsstudien zeigen.

Doch nicht nur Menschen und Affen setzen eine Hand bevorzugt ein, auch einige Känguruarten tun dies, wie nun ein russisch-australisches Forscherteam herausgefunden hat – und sich mit dieser neuen Erkenntnis womöglich auch in eine gute Ausgangslage für die Verleihung des Ig-Nobelpreises für eher abseitige Forschung gebracht haben dürfte.

Die neue Studie liefert freilich mehr als nur eine eher randständige Erkenntnis der Zoologie: Die Beobachtungen der Forscher stellen nämlich die Annahme infrage, dass sich eine ausgeprägte "echte" Händigkeit bei Säugetieren nur bei Primaten entwickelt habe.

Ursprünglich waren die Zoologen Yegor Malashichev von der Universität von Sankt Petersburg nicht davon ausgegangen, eine Händigkeit bei Kängurus festzustellen, denn das Gehirn von Beuteltieren weist im Gegensatz zu dem anderer Säuger (und eben auch Primaten) keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften auf. Auch bisherige Beobachtungen in Zoos blieben ohne konkretes Ergebnis.

Für die aktuelle, im Fachblatt "Current Biology" veröffentlichte Untersuchung beobachteten Malashichev und seine Kollegen vier Känguruarten in der freien Wildbahn Australiens und Tasmaniens. Tatsächlich fanden sie bei den zweibeinigen Arten eindeutige Präferenz für den Einsatz der linken Hand beim Östlichen Grauen und dem Roten Riesenkänguru: etwa wenn sie fressen oder sich die Nase putzen.

Malashichev ist so etwas wie ein Spezialist für den Einsatz von Gliedmaßen bei Tieren: Er hat unter anderem bereits herausgefunden, dass springende Frösche seltener Zeichen von Händigkeit zeigen als laufende. Weitere Studien zur Händigkeit bei Tieren, die sich auf zwei Beinen aufrichten, sind in Vorbereitung. (tasch, 20.6.2015)