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Auch den Brustkrebs sollte man künftig mittels eines Abstrichs aus dem Gebärmutterhals entdecken können.

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Innsbruck – Der Pap-Test, 1928 vom griechischen Arzt George Papanikolaou entwickelt, dient der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Seit er zur Vorsorge angewandt wird, ging die Häufigkeit des sogenannten Zervixkarzinoms um zwei Drittel zurück. Künftig könnten Zellen des Pap-Abstrichs auch Hinweise auf drei weitere frauenspezifische Krebserkrankungen liefern: Gebärmutterschleimhautkrebs, Eierstockkrebs und Brustkrebs.

Wissenschafter des University College London haben nämlich kürzlich herausgefunden, dass molekulare Veränderungen in Gebärmutterschleimhautzellen auch bei der Risikoabschätzung dieser anderen Krebsarten helfen können. Diese Erkrankungen zählen zu den häufigsten Tumorerkrankungen von Frauen. An der Spitze steht mit jährlich über 5000 Neuerkrankungen der Brustkrebs. An Eierstockkrebs erkranken neun von 100.000 Frauen in Österreich, für fünf von 100.000 Frauen endet die Krankheit tödlich. Beim Gebärmutterhalskrebs werden pro Jahr rund 400 Neuerkrankungen gezählt. Gebärmutterschleimhautkrebs ist die vierthäufigste Krebsart bei Frauen.

Das University College London leitet nun das europäische Forschungsprojekt Forecee (Female Cancer Prediction Using Cervical Omics to Individualise Screening and Prevention), in dem die Zellen des Pap-Abstriches für den neuen Risikotest verwenden. Das vier Jahre laufende Forschungsprojekt mit einem Budget von 8,9 Millionen Euro beschränkt sich nicht auf genetisches Risiko, auch der Einfluss von Umweltfaktoren, Hormonen, Lebensstil und bakteriellen oder viralen Infektionen auf die Entstehung der frauenspezifischen Krebserkrankungen soll beleuchtet werden.

Qualitätssicherung empfohlen

In Österreich lassen rund 50 Prozent der 20- bis 69-jährigen Frauen bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung den Pap-Test machen: Die Ärzte entnehmen mit einem speziellen Spatel oder einem Bürstchen von Muttermund und Gebärmutterhalskanal Zellen, streichen das so gewonnene Material auf ein Glasplättchen und fixieren es mit einer Alkohollösung. Der Abstrich wird dann im zytologischen Labor unter dem Mikroskop analysiert. Zellmaterial aus dem Bereich des Muttermundes gilt als besonders aussagekräftig, weil hier zwei verschiedene Hautzellenarten aufeinandertreffen. In dieser sogenannten Transformationszone kommen Zellveränderungen häufig vor. Beim Abstrich können Krebszellen, Zellveränderungen, aber auch Entzündungen und Infektionen festgestellt werden. Voraussetzung ist jedoch, dass Abstrich und Laboranalyse sorgfältig durchgeführt werden. Eine 2013 publizierte Studie der Medizinischen Universität Graz empfahl eine verpflichtende und systematische Qualitätssicherung.

Österreichischer Partner des EU-Projekts ist Oncotyrol, ein Tiroler Kompetenzzentrum für Krebsforschung. Ein Public-Health-Team soll die Langzeitwirkung eines umfassenden Krebsrisikoscreenings auf Untersuchte und Gesundheitsbudgets abschätzen. Bei Screeningprogrammen müsse man unnötige Behandlungen und Überdiagnose vermeiden, sagt Projektleiter Uwe Siebert, Professor an der Umit, der Privatuni für Gesundheitswissenschaften.

Unnötige Kosten verhindern

Patientinnen sollten vor gesundheitlichen Schäden, die Gesundheitsbudgets vor unnützen Ausgaben bewahrt bleiben. Dazu werden in Innsbruck Computermodelle entwickelt, mit denen die vier Krebsarten simuliert werden können, sagt Projektkoordinatorin Gaby Sroczynski, Umit-Assistant-Professor: "Wir versuchen Langzeiteffektivität und Kosteneffektivität zu errechnen." Konkret sollen die Computermodelle über mögliche Auswirkungen auf unterschiedliche Frauengruppen Aufschluss geben. Gaby Sroczynski: "Eine Frau in der Prämenopause braucht beispielsweise eine andere Vorsorge als eine Frau nach der Menopause." Mit entsprechend umfassendem Datenmaterial können mögliche Verbesserungen, aber auch unerwünschte Schäden für die untersuchten Personen errechnet werden.

Mögliche Negativauswirkungen eines Tests könnten Interventionen wie zu frühzeitige Operationen sein, oder psychische Folgen eines positiven Testergebnisses, sagt Sroczynski: "Die große Herausforderung für uns ist, herauszufinden, wie Tests durchgeführt werden müssen, um eine gute Balance zwischen Nutzen und Schaden zu erzielen."

Daher werden auch die Kosten des Testeinsatzes durch das Forscherteam evaluiert. In vier Jahren soll dann ein optimiertes Präventionsprogramm präsentiert werden. (Jutta Berger, 27.6.2015)