Dass Michael Häupl von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als "Wurm", der im Rathaus sitzt, tituliert wird, hat sich der Wiener Bürgermeister selbst eingebrockt. Aber damit musste Häupl auch rechnen: Häupl hatte Strache am Montag einen "Vogel" geheißen – und auf freiheitliche Skandale hingewiesen. Die kleine Reiberei gibt einen Vorgeschmack darauf, dass der lange Wiener Wahlkampf vor allem zwischen SPÖ und FPÖ ans Eingemachte gehen und – sofern es Parteistrategen für nötig erachten – auch richtig schmutzig werden wird.

Die Provokation Häupls, der 44 Prozent zu verteidigen hat, gegen den Herausforderer, der bei 25 Prozent hält, ist vor allem der Unfähigkeit der SPÖ geschuldet, geeint aufzutreten. Kanzler Werner Faymann schaffte es nicht, Rot-Blau im Burgenland zu verhindern. Für Häupl ist das ein Sündenfall – und das vor der so wichtigen Wahl in Wien. Dass sich jetzt auch noch Linzer Genossen mit ihrem Protest gegen ein Asylheim der FPÖ-Diktion anpassten, verwirrt die potenzielle SPÖ-Wählerschaft umso mehr.

Häupl muss in Wien Themen gegen die FPÖ setzen und darauf hoffen, dass es innerhalb der Sozialdemokraten zu keinen weiteren Querschüssen kommen wird. Ein weiteres Armutszeugnis von Faymann wäre verheerend. Seine Wiener Landespartei dürfte Häupl noch im Griff haben. Aber auch dort tun sich bereits große Gräben auf, ob nun Grün oder Schwarz der bessere neue Koalitionspartner ist. (David Krutzler, 23.6.2015)