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Foto: ap / Kimm Anderson


PRO
von Fabian Schmid

Vegan, kein Fisch, laktosefrei, bitte nicht scharf: Eine Dinnerparty für mehrere Personen kann im Jahr 2015 zu einem Logikrätsel herkulischer Qualität werden. Da ist es doch einfacher, wenn alle Gäste ihr Essen selbst mitnehmen und der Gastgeber lediglich den Grill bereitstellen muss. Auch aus der Perspektive eines Gastes erleichtert einen diese Vorstellung doch: Ich kaufe mir einfach ein Rumpsteak und weiß so im Voraus, dass ich abends mein Lieblingsessen serviert bekomme.

Natürlich schadet es nicht, die Portion des Mitgebrachten etwas großzügiger zu berechnen: Dann ergeben sich Tauschhandel wie Königsgarnele gegen Filetspitz, Vogerl- gegen Nudelsalat oder Tiramisu gegen Brownie. Am Ende profitieren davon alle, da ein riesiges Buffet entsteht.

Befürchtungen, der Gastgeber wäre allzu fein raus – und hätte mit seiner Einladung gar keine Arbeit mehr -, braucht man ohnehin nicht haben. Denn so weit, dass die Gäste auch eigene Gläser, Geschirr und Besteck mitbringen sollen, sind wir selbst 2015 noch nicht. Der Abwasch bleibt also.

Kontra
von Lisa Breit

Palettenschleppen ist passé, nach Unverträglichkeiten richten muss man sich auch nicht, und Tauschen ist sowieso etwas Schönes. Zugegeben, seine Gäste zu bitten, Essen und Getränke selbst mitzubringen, erscheint reizvoll – hat aber einen entscheidenden Nachteil: Wer sein Gartentürl für Selbstversorger öffnet, riskiert, dass die Grillparty ins (kulinarische) Chaos abgleitet. Die hohe Wahrscheinlichkeit dafür konnte empirisch, im Rahmen von teilnehmenden Beobachtungen, belegt werden.

Folgendes kann passieren: Szenario 1) Die Gäste erscheinen mit namentlich etikettierten Flaschen und Fleischstücken, und der "Wodka-Adi" wird der Einzige bleiben, der an diesem Abend Spaß hat. Szenario 2) Es gibt massenhaft Würstel vom Diskonter – Gammelfleisch voller Glutamat. Dafür bringt niemand Bowle oder Salate, die eigentlich Fixbestandteile jeder guten Grillparty sein müssen (Sie wollen möglichst wenig in eine gute Party investieren, wieso sollten es dann Ihre Gäste?) – und um Mitternacht muss Bier bestellt werden. Diesmal auf Gastgeberkosten. (RONDO, 26.6.2015)