Es war einmal vor mehr als 20 Jahren in New York, als der Hype um eine 17-Jährige seinen Anfang nahm. Das feministische Indie-Magazin "Sassy" hatte Chloé Sevigny und deren untrügliches Gespür für Mode entdeckt. 1992, noch bevor sie ihren Durchbruch als Schauspielerin erlebte, trug sie Latzkleider, die um ihren schlanken Körper schaukelten.

Natürlich war sie zu der Zeit nicht die Einzige, die sich einen Latz überhängte. Allerdings wohl eine der Ersten. Denn dann wurde der Mainstream aufgeweckt: In der Serie "Friends" trug Jennifer Aniston alias Rachel einige Jahre später immer wieder Textil vor der Brust. Und unter ihre vielen Jeansoveralls verirrte sich ab und zu auch ein Trägerkleid.

Fantasiebeflügelnde Träger

Überhaupt ging Mitte der 90er mit dem Latzkleid die Post ab: Nadja Auermann, Kate Moss, Cindy Crawford, Christy Turlington, so ziemlich jedes Supermodel absolvierte ein Fotoshooting unter einem luftigen Latz. Warum? Der schrie für die meist männlichen Fotografen hinter der Linse geradezu nach nackter Haut. Das Motto der meisten Shootings: bloß nichts unter ihren, ähem, Latz. Die locker eingehängten Träger und Seiteneinsichten beflügelten die Fantasie von Avedon, Meisel und Newton. Und natürlich die der Modehersteller.

Doch dem nicht genug. Auch Schauspielerinnen blieben nicht verschont. Winona Ryder schaute 1994 mit nichts als verdrehten Trägern auf nackter Haut vom Cover des "Rolling Stone". Die Zeitschrift kündigte sie als "Venus in Bluejeans" an. Dabei ging es auch ganz anders. Die Schauspielerin Shelley Duvall hinterließ in Stanley Kubricks Horrorfilm "Shining" von 1980 einen bleibenden, wenngleich zugeknöpften Eindruck: in einem Latzkleid aus Kord, darunter kariertes Hemd und Rollkragenpullover.

Heute ist der Look gemeinsam mit dem geknöpften Jeansmini wieder da. Und heizt der Konkurrenz ordentlich ein. Gemeinsamer Nenner: die Kürze des Rocksaums, irgendwo im oberen Drittel des Oberschenkels endend. Zahlreiche Modebloggerinnen streifen sich also das unkomplizierte Teil im Zuge des andauernden 90er-Jahre-Revivals über. Der Renner ist ein Modell von Alexa Chung für Adriano Goldschmied, aber auch die anderen Hersteller wollen mitverdienen.

Nur eine macht's mal wieder ein bisschen anders als die anderen. Auf dem Cover des Net-à-Porter-Magazins "Edit" posierte Chloé Sevigny vor kurzem tatsächlich wieder in einem Jeanslatz. Allerdings mit zwei langen Hosenbeinen dran. Und freier Sicht auf den nackten Rücken. (Anne Feldkamp, 1.7.2015)

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Foto: Monki