Die Zeiten, in denen wir Kaffee in einschlägigen Geschäften erwarben, sind seit Ewigkeiten vorbei. Längst erstehen wir dort, der schrillen Diversifikation von Handelsketten folgend, unsere Yogamatten und Handtuchhalter sowie allerlei Haushaltsgerät, das bisher kaum jemandem abgegangen ist, aber doch irgendwie jeder haben muss.

An diesen magischen Orten, an denen die unwiderstehliche Nachfrage nach Nichtbenötigtem geboren wird, findet nun aber auch unsere größte Sehnsucht Erfüllung: die Insel. Auf die wollten wir wirklich schon immer.

Sieben Privatinseln mit "kurzen Distanzen zum jeweiligen Festland" (sicher ist sicher) bietet eine Kaffeeröstereigemischtwarenkette nun via Inselmakler zum Kauf an. Ab 60.000 Euro ist man dabei. Gut, um diesen Preis gibt es nur ein kanadisches Küsteninselchen ohne Wohnmöglichkeit und ohne Infrastruktur – aber alles andere wäre Luxus.

Uns jedoch zieht es ins einfache Leben. Wir wollen "die Beine" nicht mehr vom Schreibtischsessel, sondern, wie der Inselanbieter ahnt, "beim Angeln baumeln lassen" – und vor allem "ohne dass auch nur eine fremde Person" uns "dabei stören kann". Espresso in der Horde war gestern – Einsamkeit, das ist der Luxus, nach dem wir heute dürsten.

Die Angel haben wir schon gekauft, beim Kaffeeröster. Und das Kleingeld für die Insel stellen wir auch noch auf, hundertpro. Und bis dahin? Warten wir ab und trinken Tee.(Renate Graber, 30.6.2015)