Wortbruch kann man Manfred Juraczka hier nicht vorwerfen. Bei seiner Amtseinführung 2012 als Wiener ÖVP-Landesparteichef versprach er, die Partei angesichts von Umfragewerten um zehn Prozent zu erneuern. Genau das hat Juraczka mit der Präsentation seines Teams für die Wahl im Oktober getan. Wobei die Zugeständnisse an die Junge ÖVP riesig sind: Vier Kandidaten auf wählbaren Plätzen kommen aus diesem Umfeld.

Mag sein, dass Juraczka damit auch sicherstellen wollte, Außenminister und JVP-Bundesobmann Sebastian Kurz für eine größere Wahlkampfunterstützung in Wien zu gewinnen. Zu groß sollte die Hilfe freilich nicht ausfallen, sonst gewöhnt sich das bürgerliche Wien noch an das ÖVP-Aushängeschild. Und die Gefahr, dass aus dem Archiv Wählererinnerungen an das "Geilomobil" aus dem Wahlkampf 2010 auftauchen, ist ebenfalls gegeben.

Juraczkas junge Truppe soll vor allem den Angriff der Neos abwehren, die in hyperventilierender Weise bereits Wahlkampf betreiben. Der große Infight wird zwischen SPÖ und FPÖ ausgetragen, die in Wien zur Kleinpartei verkommene ÖVP muss sich mit den Pinken um Wählerstimmen und mit den Grünen um die kommende Regierungsbeteiligung als Juniorpartner matchen. Ein Wählerangebot für (junge) Migranten hat die ÖVP nicht mehr zu bieten: Zuletzt hatte ein Quereinsteiger, Schwimmer Dinko Jukic, 2010 für die ÖVP den Einzug in den Gemeinderat verpasst. (David Krutzler, 30.6.2015)