In der Rekonstruktion hat man Huanansaurus ganzhouensis auffallend muskulöse Beine zugedacht. Darunter der gefundene Schädel des Tiers:

Illustration: Chuang Zhao
Foto: Junchang Lü

Peking – Eine Gruppe von Dinosauriern aus der Verwandtschaft der Vögel hat auffälligen Zuwachs bekommen: Chinesische Forscher entdeckten gut erhaltene Überreste eines gefiederten Dinosauriers in der Provinz Jiangxi im Süden des Landes. Die neue Art stammt aus der späten Kreidezeit und gehört zur Gruppe der Oviraptorosauria, schreibt das Team um Junchang Lü von der Chinesischen Akademie der Geowissenschaften im Fachblatt "Scientific Reports".

Vermeintliche Diebe

Oviraptorosauria waren gefiederte, aber flugunfähige Dinos aus der Kreidezeit (vor 145 bis 66 Millionen Jahren), deren Fossilien hauptsächlich in Ostasien und Nordamerika gefunden wurden. Sie gehörten ihrerseits zur Gruppe der Maniraptora, aus denen auch die Vögel hervorgegangen sind.

Ihren Namen verdanken sie einem Irrtum aus der Zeit, als man Dinosauriern noch kein Sozialverhalten zutraute: Die 1924 beschriebene Typusart Oviraptor ("Eierdieb") wurde für einen Nesträuber gehalten, nachdem man die Fossilien eines erwachsenen Tiers neben Resten von Dino-Eiern gefunden hatte. Mittlerweile weiß man, dass es Eier derselben Spezies waren und der vermeintliche Dieb sich in Wahrheit aufopferungsvoll um seinen Nachwuchs gekümmert haben dürfte.

Erfolgreiche Dino-Gruppe

Die Bandbreite der Oviraptorosauria reichte von Exemplaren in der Größe von Truthühnern bis hin zu solchen von acht Metern Länge. Die Schädel wiesen oft einen zahnlosen Schnabel auf, manche hatten einen Knochenkamm auf dem Haupt.

Auch das nun entdeckte Tier, das die Bezeichnung Huanansaurus ganzhouensis erhielt, verfügt über diesen auffälligen Auswuchs auf seinem Schädel. Es ähnelt der bereits bekannten Art Citipati osmolskae, deren Fossilien in der Mongolei gefunden wurden. Abweichungen gibt es beim Aufbau des Kiefers, woraus die Forscher auf unterschiedliche Ernährungsweisen schließen.

Oviraptorosauria werden heute als Allesfresser betrachtet, wobei es zwischen den einzelnen Arten auch deutliche Unterschiede gegeben haben mag. Aus dem aktuellen Fund schließen die Forscher, dass Asien am Ende des Mesozoikums einen großen durchgängigen Lebensraum mit ähnlichen Bedingungen bot, in dem sich diese Tiergruppe ausbreiten und in spezialisierte Arten aufsplittern konnte. (red/APA, 2. 7. 2015)