Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hat am Montagmorgen alle überrascht. Er kündigte seinen Rücktritt an – obwohl die Griechen am Vortag beim Referendum mit großer Mehrheit für ein Nein zum Sparprogramm votiert hatten. Nur für diesen Fall hatte er seinen Rückzug in Aussicht gestellt.

Sein Blogeintrag zeigt, dass dieser Schritt auf Druck des griechischen Premierministers Alexis Tsipras erfolgt ist. Denn wer sonst kann Varoufakis signalisieren, dass seine "Absenz" die Verhandlungen mit den Gläubigern erleichtern würde? Hätten die Geldgeber dies gefordert, hätte Varoufakis sich als Märtyrer stilisiert. Tsipras hat Varoufakis wohl davon überzeugt, dass sein Rücktritt notwendig ist, um die Gespräche mit den EU-Partnern fortsetzen zu können.

Varoufakis hat wie kein anderer Politiker seit seinem Amtsantritt polarisiert. Er hat mit seinen arroganten Auftritten viele vor den Kopf gestoßen und mit seinen letzten Äußerungen überzogen: Wer seine Verhandlungspartner als "Terroristen" bezeichnet, mit dem will man sich nicht mehr an einen Tisch setzen. Varoufakis mag ein kluger ökonomischer Kopf sein – als Politiker hat er verbrannte Erde hinterlassen.

Das hat Tsipras erkannt. Der Linkspolitiker opfert Varoufakis politisch und geht damit einen großen Schritt auf seine Gesprächspartner zu. Das ist eine Chance für einen Neuanfang und ein Signal an Brüssel und Frankfurt, wo die Europäische Zentralbank heute über den Antrag Athens beraten wird, die Notfallhilfen aufzustocken. Diese Chance sollte genutzt werden für Griechenland und den Fortbestand der Eurozone und der Europäischen Union. (Alexandra Föderl-Schmid, 6.7.2015)