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Alexander Schierhuber war 2013 Spitzenkandidat für den Ring Freiheitlicher Studenten bei der ÖH-Wahl.

Foto: apa/Hochmuth

Salzburg – Die Salzburger FPÖ will sich neu aufstellen. Dabei könnten Politiker zum Zug kommen, die Mitglieder bei schlagenden Burschenschaften sind. Der neue Salzburger FPÖ-Obmann Andreas Schöppl bleibt nur ein Jahr lang im Amt, um die Partei neu zu strukturieren und einen Nachfolger aufzubauen. Im Sommer 2016 soll dieser dann die FPÖ übernehmen. Wie Schöppl sagte, kommen für die Neuaufstellung gleich "acht bis zehn junge Talente" infrage.

Mehreren Zukunftshoffnungen – alle zwischen Mitte 20 und Ende 30 – räumte Schöppl beim Landesparteitag am Montag Redezeit ein. Gemein ist ihnen, dass sie sich in ihrer politischen Entwicklung vom ehemaligen Landeschef Karl Schnell gebremst fühlten. Was zudem auffällt: Die junge Riege war vielfach früh bei der freiheitlicher Jugend (RFJ) oder den freiheitlicher Studenten (RFS) engagiert. Außerdem sind etliche Kandidaten Mitglieder schlagender Studentenverbindungen. Bisher war die Spitze der Salzburger FPÖ mit Ausnahme von Schöppl kaum von Korporierten durchdrungen. Nur eine Frau findet sich unter den Kandidaten.

Mensur zur "Persönlichkeitsbildung"

Der Jurist und ausgebildete Notar Volker Reifenberger gilt als politischer Zögling von Robert Thaller, selbst Notar und bis 1999 Landesrat. Der 36-Jährige ist neben seinem Zivilberuf Hauptmann der Miliz und Kommandant einer Jägerkompanie. Er ist Mitglied mehrerer Mittelschul- und Studentenverbindungen – unter anderem des schlagenden "Corps Frankonia-Brünn", das die Mensur als "nicht zu unterschätzenden Baustein der Persönlichkeitsbildung" sieht.

Er sei bereit, Verantwortung in der Partei zu übernehmen, möchte aber kein Berufspolitiker werden, sagte Reifenberger. "Ich bin froh über den Reinigungsprozess in der Partei und erleichtert, dass ich wieder die Möglichkeit habe, mich einzubringen." Bei der Nationalratswahl 2006 sei er im Wahlkreis Salzburg-Stadt als Spitzenkandidat vorgesehen gewesen, Schnell hätte ihn dann aber auf den elften Listenplatz zurückgestuft.

Dissertation zu "Mensur und Strafrecht"

Eine wichtige Rolle in der Salzburger FPÖ wird auch dem Rechtsanwalt Andreas Hochwimmer (39) vorhergesagt. Wie Schöppl ist er Mitglied der schlagenden "Akademischen Landsmannschaft der Salzburger zu Salzburg". Seine 520 Seiten starke Dissertation "Student sein, wenn die Hiebe fallen ... – Mensur und Strafrecht", beschäftigt sich mit der Frage der strafrechtlichen Relevanz von Mensuren in Österreich. "Karl Schnell hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Burschenschaften nichts abgewinnen kann", sagte Hochwimmer, der sich selbst als "nationalfreiheitlich" sieht. Nach Jahren in der inneren Migration, in der die eigene Meinung nicht erwünscht gewesen war, sei jetzt die Motivation wieder da, sich einzubringen. "Es herrscht eine einzigartige Aufbruchsstimmung."

Ebenfalls fest im Milieu der Strache-FPÖ verankert ist Alexander Schierhuber. Der 27-jährige Salzburger ist Bundesobmann des Rings freiheitlicher Studenten (RFS) und steht kurz vor Abschluss seines BWL-Studiums in Wien. Er war bei der Wahl 2013 der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) Spitzenkandidat und hat vor einigen Jahren die Anzeige gegen den Betrieb des Café Rosa der ÖH Uni Wien eingebracht.

Schierhuber will "Partei nach vorne bringen"

Er sei grundsätzlich bereit, sich in Salzburg einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, sagte er. "Das ist keine Frage meiner Karriereplanung. Es ist meine Pflicht als Freiheitlicher, die Partei nach vorne zu bringen." Schierhuber bezeichnet sich selbst als "nationalliberal" und "wertkonservativ" und hat sich viel von der Rhetorik der Mutterpartei abgeschaut. Er ist Mitglied der Mittelschülerburschenschaft "Normannia Bad Aussee" und des schlagenden "Corps Saxonia Wien".

Marlene Svazek ist die einzige Frau unter den Zukunftshoffnungen. Die 23-Jährige studiert Politikwissenschaft und war bis zu ihrem Rausschmiss im Mai mehr als zwei Jahre lang politische Referentin im FPÖ-Landtagsklub. Sie sitzt auch im Gemeinderat von Großgmain im Salzburger Flachgau.

Gegen "schwule Ampelpärchen"

Svazek wird dem radikalen Flügel der FPÖ zugerechnet und fiel beim Landesparteitag mit einer flammenden Rede gegen "Gender-Ideologie" und "schwule Ampelpärchen" auf, mit der sie auf viel Zustimmung bei den Delegierten stieß. Sie selbst bezeichnet sich als "nationalliberal" und – durch ihr Studium – "anderen Sichtweisen gegenüber durchaus offen".

Weniger in das oben gezeichnete Bild passt Herbert Stöllner. Der 29-Jährige aus Seekirchen am Wallersee ist Gemeindevertreter und seit Sommer 2013 Bezirksparteiobmann im Flachgau. Er ist als Molkereifachmann, und auch ist er mit Schnell zuletzt nicht mehr klargekommen. "Ich war zu engagiert, zu aktiv. Das war gewissen Leuten ein Dorn im Auge", sagte Stöllner. Nun könne man endlich in die Zukunft schauen. "Schnell hat in der Vergangenheit gelebt. Da war bei Sitzungen immer noch seine Abwahl als Landesrat im Jahr 1997 ein Thema." Der Flachgauer sieht sich selbst als "bodenständiger Mensch aus dem bürgerlichen Lager, der für soziale Gerechtigkeit steht".

Kaum Chancen auf ein wichtiges Amt werden dem Versicherungsangestellten Stefan Pfeiler (23) aus der Stadt Salzburg zugemessen – er ist Landesobmann des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). Altersmäßig aus der Reihe tanzt Andreas Teufl (52), Wirt und FPÖ-Vizebürgermeister von Faistenau im Flachgau. Seine Stimme soll in der Partei aber durchaus Gewicht haben. (APA, 15.7.2015)