Hier gilt es Haltung auf engem Raum zu bewahren: Michel Vuillermoz, Valérie Donzelli und Patrick Lapp am Steuer in "Les grandes ondes (à l’ouest)".

Foto: thimfilm
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Die Entwicklungshilfe der Schweiz sollte sich besser nicht sehen lassen. Die Unterstützung für eine Schule erweist sich als Uhr, ein Wohnprojekt ist buchstäblich versandet, und die Kläranlage wird von einem Rassisten betrieben. Das Schweizer Radioteam, das im April 1974 aus Portugal von der eidgenössischen Wohltätigkeit berichten soll, will bereits enttäuscht kehrtmachen, als die Portugiesen in diesem Augenblick Revolution mit Nelken machen.

Les grandes ondes (à l'ouest), inszeniert von Lionel Baier, präsentiert sich als Roadmovie und Typenkomödie vor realpolitischem Hintergrund. Bereits die in ihren graugrünen VW Bulli gepferchten Figuren besitzen ausreichend Potenzial für ein Kammerspiel auf Rädern: Die emanzipierte Julie (Valérie Donzelli), der müde Kriegsreporter Cauvin (Michel Vuillermoz) und der alte Tontechniker Bob (Patrick Lapp) müssen sich im Laufe der Reise einen neuen Blick auf die Verhältnisse und Menschen aneignen, um zu ihrem persönlichen Ziel zu gelangen. Aus der Revolution selbst macht Baier eine großartige Tanzeinlage – und somit aus den Portugiesen ein Volk in Bewegung. (pek, 15.7.2015)