Die vordergründig liebliche Idylle täuscht. Patricia Willocq will mit ihrem Projekt über Menschen mit Albinismus den "Betroffenen jene Würde geben, die sie verdienen."

Aufschlagseite aus Patricia Willocqs "White Ebony", fotografiert von Lukas Friesenbilchler

Pathetisch beschworen Paul McCartney und Stevie Wonder einst Ebony and Ivory als Synonym für friedvoll harmonisches Zusammenleben von Schwarz und Weiß. Sinngemäß kann der Titel von Patricia Willocqs Fotoreportage wahrscheinlich als Zitat verstanden werden: White Ebony beschreibt Schicksale von Menschen mit Albinismus in Afrika. Der Schwarze Kontinent ist bei weitem nicht so monochrom wie in unseren Klischees; auch nicht in der Hautfarbe seiner Bewohner. Eine spezielle Ausprägung macht Menschen mehr als anderswo zu Outcasts: sehr weiße Haut, ungewöhnlich helle Haare, blaue oder grüne Augen.

Als Albinismus wird die angeborene Stoffwechselerkrankung bezeichnet, die mangels Melanin dazu führt, dass dunkle Pigmente in Haut, Haaren und in der Iris fehlen. "Die Betroffenen sind oft sehbehindert, brauchen Schutz vor Sonne. Vor allem aber leiden sie unter gesellschaftlicher Stigmatisierung und dem Aberglauben, sie hätten übernatürliche Kräfte, seien unsterbliche Geister", schreibt Willocq.

Verstörend-einprägsame Zeugnisse

Ihre sensiblen, teils aber bewusst provokanten Porträts sind verstörend-einprägsame Zeugnisse von Überlebenswillen, Mut, Hoffnung, Courage, Liebe einer Minderheit. Die 1980 im Kongo Geborene engagiert sich nebst ihrem Dasein als Freischaffende für humanitäre Ziele, nimmt sich Zeit für Menschenrechte zu kämpfen.

White Ebony wurde von der Unicef als Foto des Jahres 2013 prämiert, bei der Uno ausgestellt. Und als Beweis für Willocqs Engagement fand 2015 der "1. Internationale Tag des Albinismus" statt. Wer Willocqs herausragendes OEuvre betrachtet, darf gespannt sein, wie ihre Arbeit für rechtlose, hilflose, unterdrückte Menschen Fortsetzung erfährt. (Gregor Auenhammer, Album, 17.7.2015)