Im Verhältnis zur Geschäftsentwicklung verdienen die Manager der großen heimischen Börsenfirmen (ATX-Unternehmen) zu viel, sagt die Arbeiterkammer (AK) zu ihrer aktuellen Analyse von Umsatz, Gewinn, Gagen und verlorenen Arbeitsplätzen. Von teilweise bis zum 46-Fachen durchschnittlicher Arbeitnehmer sollten die Manager-Gagen auf das maximal 20-Fache begrenzt werden. Das wären dann rund um die 500.000 Euro. Mehr als 50 Prozent davon sollten dann auch die Zusatzleistungen nicht ausmachen dürfen.

Das durchschnittliche Vorstandsgehalt der großen Börsianer liegt aktuell bei rund 1,3 Millionen Euro. An der Spitze der Gehaltspyramide der ATX-Vorstände stehen demnach der scheidende OMV-Vorstandsvorsitzende Gerhard Roiss (5,5 Millionen Euro), OMV-Finanzvorstand David C. Davies (2,9 Millionen) sowie der Vorstandsvorsitzende der Andritz AG Wolfgang Leitner (2,7 Millionen).

Zahlenvergleiche

AK-Präsident Rudi Kaske: "Während Umsätze, Betriebserfolg und Gewinne sinken, können sich Aktionäre und Manager auf ein krisenfestes Einkommen verlassen", sagt AK-Präsident Kaske. Er kritisiert, "dass die ATX-Unternehmen ein weiteres Mal deutlich von einer angemessenen und langfristig orientierten Vergütungskultur für das Management entfernt" seien und dass die herrschende Ausschüttungspraxis an die Substanz der Unternehmen und in letzter Konsequenz an die Substanz der Beschäftigten gehe. Ihm sind nicht nur die Gagen zu hoch, sondern auch die Ausschüttungen an die Aktionäre. Zitat: "Dies zeigt das prominente Beispiel der Österreichischen Post AG: In den letzten beiden Jahren sind dort 1160 Vollzeitarbeitsplätze verlorengegangen (-5,6 Prozent). Die Ausschüttungsquote hat hingegen mit 89,9 Prozent (2015) bzw. 104,2 Prozent (2014) ein absolutes Spitzenniveau erreicht."

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske macht sich (wieder) an die Manager-Gagen heran: Weniger Geld für die Chefs, weniger Dividende für die Aktionäre
Foto: daniel novotny


Kaske belegt die Asymmetrie mit der Analyse der Jahresabschlüsse 2014 bzw 2014/2015 von 18 ATX-Firmen: Die Umsätze sind demnach das zweite Mal in Folge zurückgegangen, nämlich um 7,6 Milliarden Euro bzw. sieben Prozent auf nunmehr 101,6 Milliarden Euro. Beim Betriebserfolg war ein Rückgang um rund mehr als ein Drittel auf 3,4 Milliarden Euro zu verzeichnen. Noch deutlicher sind die Gewinne eingebrochen: "sagenhafte 88,6 Prozent minus stehen zu Buche", so die AK.

Die andere Seite

Die Reaktion des Generalsekretärs der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer: Die Vorstöße der Arbeiterkammer seien nicht hilfreich, weil in den vergangenen Jahren ohnehin bereits Maßnahmen gesetzt wurden, die den Arbeitsplatz Österreich für Managerinnen und Manager nicht wirklich attraktiv erscheinen lassen. Neben einer Solidarabgabe im Ausmaß von 110 Millionen Euro, die Mitarbeiter mit einem monatlichen Einkommen von mehr als 12.000 bzw. 18.000 Euro seit dem Vorjahr jährlich zu leisten hätten, seien Gehälter über 500.000 Euro seit dem Abgabenänderungsgesetz 2014 auch nicht mehr absetzbar.

"Dies ist einmalig in der Europäischen Union und ein weiterer entscheidender Nachteil im Wettbewerb um die besten Köpfe am internationalen Arbeitsmarkt." Hinzu komme, dass die Spitzenverdienerinnen bzw. Spitzenverdiener in Österreich durch die Tarifreform zusätzlich mit einem "Steuersatz von 55 Prozent belastet werden – international ein negativer Spitzenwert und ein standortpolitischer Rückschritt." (kbau, 20.7.2015)