Der Begriff hört sich zwar technisch und kompliziert an: Primärversorgungszentren. Die österreichische Gesundheitspolitik setzt in diese neue Art der Ordinationen aber große Erwartungen. Mit zusätzlichem Pflege- und Therapiepersonal ausgestattet, sollen diese dank längerer Öffnungszeiten Patienten, allen voran chronisch Kranke, anziehen und Spitalsambulanzen entlasten.

Dafür braucht es ein Umdenken der Bevölkerung, aber auch der Ärzte. Die Primary-Health-Care-Zentren (PHC) machen nur Sinn, wenn sie zumindest Montag bis Freitag und bis zum Abend offen halten. Die Öffnungszeiten der Einzelordinationen sehen derzeit noch ganz anders aus. Zudem ist die Bereitschaft neu zusammengewürfelter Ärztegruppen, gemeinsam finanzielle Risiken – etwa für eine Adaptierung von Räumen – einzugehen, enden wollend. Nach Eröffnung eines bisher einzigen solchen Pilotprojekts in Wien, das aus einer bestehenden Gruppenpraxis hervorging, gestaltet sich die Umsetzung weiterer PHC-Zentren komplizierter – erst recht außerhalb der Ballungszentren.

Ein weiterer – wenn nicht der größte – Hemmschuh ist, dass über ein Gesetz für die Primärversorgung überhaupt erst ab Herbst verhandelt wird. Diese Grundlage muss Wichtiges klären – etwa, ob Ärzte andere Ärzte anstellen dürfen. Das Ziel des Gesundheitsministeriums, bis Ende 2016 ein Prozent der Bevölkerung in Primärversorgungszentren zu versorgen, klingt daher noch sehr utopisch. (Gudrun Springer, 20.7.2015)