Zwei männliche Exemplare von Tiarajudens eccentricus im Paarungskampf. Darunter Fossilien der Spezies, die vor vier Jahren gefunden wurden.

Illustration: Voltaire_Paes
Foto: Wits University

Witwatersrand – Seit dem Zeitalter des Perm, also seit knapp 300 Millionen Jahren, liefern die beiden großen Entwicklungslinien der Landwirbeltiere einander einen wechselvollen Konkurrenzkampf darum, wer die dominierende Lebensform an Land stellt: Die Sauropsiden, zu denen alles gezählt wird, was gemeinhin als "Reptilien" bezeichnet wird, inklusive der Dinosaurier und Vögel. Und die Synapsiden, von denen nur die Säugetiere übriggeblieben sind.

Das erste Zeitalter der Synapsiden

Seit dem Asteroideneinschlag vor knapp 66 Millionen Jahren sind wieder die Synapsiden die prägende Gruppe, jedenfalls soweit es Großtiere anbelangt. Das waren sie schon einmal – vor dem Aufstieg der Dinos und deren naher Verwandter vor etwa 235 Millionen Jahren.

Fossilien aus dieser ersten Synapsiden-Ära haben Forscher in Südafrika untersucht. Und sie lassen auf Szenen im damaligen Alltag schließen, die dem heutigen verblüffend geähnelt haben könnten. Die Forscher um Juan Carlos Cisneros von der Universität Witwatersrand verweisen auf mehrere Gruppen pflanzenfressender Synapsiden, die sich in ihren Paarungskämpfen ähnlich wie heutige Paarhufer verhalten haben dürften.

Die massiv gebauten und bis zu fünf Meter langen Dinocephalia etwa hatten stark verdickte Stirnknochen. Die Forscher interpretieren dies als Zeichen dafür, dass die Tiere vor 270 Millionen Jahren im Kampf ihre Köpfe gegeneinander prallen ließen, wie das heute beispielsweise Schafe oder auch Hirsche tun.

Vegetarier mit Vampirzähnen

Noch verblüffender finden die Forscher die Parallele bei den etwa gleich alten Anomodontia – ebenfalls massig gebauten Tieren, die für heutige Augen wie eine Mischung aus Reptil und Säugetier aussahen. Auch diese Gruppe bestand hauptsächlich aus Pflanzenfressern – und doch hatten einige Arten Säbelzähne bzw. stark verlängerte Hauer.

Vor vier Jahren wurden in Brasilien Fossilien einer Anomodontia-Art gefunden, die den Namen Tiarajudens eccentricus erhielt. Diese Fossilien untersuchte das Team um Cisneros nun näher. Unter anderem stellten sie fest, dass die Säbelzähne am Epipterygoid wurzeln. Kein anderes Tier aus der Ahnenreihe der Säugetiere ist bekannt, bei dem dieser Knochen eine vergleichbare Ausformung zeigt, sagt Cisneros.

Parallelen zwischen Anomodontia und Hirschen

Für Nicht-Anatomen dürfte allerdings der Verwendungszweck der auffälligen Hauer interessanter sein. Auch hier ziehen die Forscher eine Parallele zu Hirschen, unter denen es ja einige Arten gibt, bei denen lange Eckzähne aus dem Maul hervorragen: etwa die in Ostasien beheimateten Wasserrehe und Moschustiere.

Wenn die Männchen dieser Hirscharten in der Paarungszeit gegeneinander kämpfen, stellen sie sich Seite an Seite, verteilen Kopfhiebe und verletzen einander mit ihren Hauern. Cisneros ist davon überzeugt, dass es ihre fernen Vorläufer vor 270 Millionen Jahren ganz genauso taten. (red, 26. 7. 2015)