Erdbeeren und alle anderen Gartenfrüchte sollten geerntet und in die tägliche Kost integriert werden.

Illustration: Dennis Eriksson

Voilà, die Hitparade der Fehler, die der Gartler und die Gärtnerin bestimmt nie mehr machen werden:

Auf Platz zehn: mit Gartenhandschuhen, aber bloßen Unterarmen versuchen, die Brennnesseln auszureißen. Sehr erfrischend! Gleich dahinter an neunter Position: ohne Gartenhandschuhe ein bisserl zum Garteln beginnen, um in der Folge mit Schlamm bedeckten Händen im Erdreich zu wühlen.

Erneut auf Platz acht: beim Werkzeug sparen und jedes Frühjahr im Bauhaus zur billigsten Gartenschere greifen. Da vergeht einem letztendlich die Freude am Schnitt.

Aufsteiger der Saison und damit auf Platz sieben: erst am Abreisetag vor dem langen Wochenende, das mit Temperaturen über 30 Grad Celsius angekündigt wird, die Bewässerungsanlage aus dem Winterschlaf holen und unter maximalem Stress wiederbeleben. So traurig haben die Rosen nach einer Rückkehr noch nie ausgesehen.

Wie immer auf Platz sechs: vergessen, die Phloxspitzen abzuwipfeln. Der Phlox blüht zwar, aber lang nicht so dicht, wie es der Gartler gern hätte.

Auf Platz fünf abgerutscht: wieder nachlässig mit den Stützen für die hohen Glockenblumen und Lilien umgehen. Im Nachhinein kann man beim Stützen nur Bruchschäden anrichten.

Erstmals in der Wertung und schon auf Position vier: in der Verzweiflung zusätzlich zu den biologischen Läusevernichtern dann doch die Chemokeule auspacken. Das gefällt jungen Trieben gar nicht, sie sterben verlässlich ab. Wir sind bei den top drei der Gartlerfehler: den so braven, im Winter dauerblühenden Orangenbaum viel zu früh ins Freie bringen. Man konnte ihm beim Sterben zusehen.

Tag und Nacht

Nur knapp geschlagen auf Platz zwei liegt das Versäumnis, die Taglilien und die Nachtkerzen rechtzeitig aus den Beeten zu entfernen. Sind sie einmal schön gewachsen und setzen zahlreiche Blüten an, dann bringt der Gartler es nicht mehr übers Herz, sie auszureißen und zu verkompostieren. Wobei, und das ist das einzig Gute an Taglilien und Nachtkerzen: Man kann die noch ungeöffneten Blüten roh aufs Butterbrot legen und verzehren (leicht scharf, senfig) oder in Olivenöl und Essig einlegen und hübsch verpackt verschenken. Na bitt' schön!

Dieses Jahr auf Platz eins – und wahrscheinlich auch im kommenden Jahr: die Unfähigkeit, das Gurkenkraut, den Fenchel, den Kerbel, die roten Rüben, den Blutampfer, den Schildampfer, den Irischen Kohl und vor allem die Erdbeeren einfach zu ernten und in die tägliche Kost zu integrieren.

Nur zum Anschauen sind sie nicht schön genug, und wenn man sie nicht verzehrt, dann fehlt ihnen eigentlich die Berechtigung, im Garten anderen Pflanzen den Platz wegzunehmen. Es muss definitiv wieder mehr ausgerissen werden! Das ist das Motto 2016. (Gregor Fauma, Rondo, 24.7.2015)