Endstation Istanbul: Der Schüler und sein Lehrer sind in "Becks letzter Sommer" noch nicht am Ziel.

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KinoCheck

Im Grunde hat Beck (Christian Ulmen) mit seiner Karriere längst abgeschlossen. Er wäre gerne ein bekannter Musiker geworden, oder wenigstens ein guter. Weil die berufliche Laufbahn sich jedoch als Einbahnstraße erwiesen hat, verdingt Beck sich als Musiklehrer. Das bedeutet Trostlosigkeit und Langeweile. Doch weil im Kino fast jeder eine zweite Chance erhält und Becks letzter Sommer sich an seine gleichnamige Vorlage, den Debütroman von Benedict Wells, hält, erkennt auch der unzufriedene Pädagoge, dass noch nicht aller Tage Abend ist. Denn einer seiner Schüler gibt Anlass zur Hoffnung: Rauli (Nahuel Pérez Biscayart) ist ein Musikgenie und verkörpert damit nicht nur Becks bisher vergebene Chancen, sondern zugleich seine letzte: Mit der Hoffnung an seiner Seite könnte der ehemalige Frontman wieder zum Musiker und nebenbei zum Mentor werden.

Vor allem während der gemeinsamen Fahrt nach Istanbul, die Beck in der Folge mit Rauli antritt, zeigt Regisseur Frieder Wittich in seinem zweiten Film abermals seine Vorliebe für avanciertes Genrekino: Hier erweist sich das Roadmovie als adäquates Mittel, um Becks Befindlichkeiten einer ständigen Überprüfung zu unterziehen und dem inneren Stillstand dieser Figur eine äußerliche Bewegung entgegenzusetzen. Mit dem von der Krise der Lebensmitte gebeutelten Helden liegt Becks letzter Sommer allemal im Trend. (pek, 22.7.2015)