Dass es beim Bundesheer "zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer" gäbe, ist eine alte Klage: Tatsächlich führen derzeit 15 Prozent der Offizierskarrieren zumindest bis zum niedrigsten Generalsrang Brigadier. Und 58 Prozent der Unteroffiziere werden Vizeleutnant.

Falls sie nicht vorher alles hinschmeißen. Das wäre eigentlich der Normalfall beim Militär: Soldaten gehen auf eine gewisse Zeit ein Dienstverhältnis ein, können während dieser Zeit gut verdienen und sich auch in einem Zivilberuf ausbilden lassen, um kurz vor der Lebensmitte das Grundkapital für eine zivile Karriere beisammenzuhaben.

In Österreich läuft das aber anders: Wer sich für eine Militärlaufbahn entscheidet, trifft üblicherweise eine Lebensentscheidung und will bis zur Pension die Uniform anbehalten. Und der Dienstgeber spielt mit. Das führt dazu, dass wir statt des von der Verfassung vorgegebenen Milizheeres mit kleiner Berufskomponente ein Beamtenheer haben.

Nebeneffekt: Im Verteidigungsministerium sitzen hohe Verwaltungsbeamte, die klingende Generalstitel tragen – anstatt wie in anderen Ämtern als Ministerialrat, Hofrat oder Sektionschef angesprochen zu werden. Nun wird überlegt, den Zugang zu den Spitzenfunktionen zu beschränken – was nach Einsparung klingt, aber keine ist. Denn die Arbeiten fallen ja weiter an, solange die Berufsmilitärstruktur besteht; und Titel sind in Österreich ein kostengünstiges Mittel, Beamte zufriedenzustellen. (Conrad Seidl, 24.7.2015)